: Islamkunde statt Eisdiele
■ Chef der Bremer Ev. Kirche für ein neues Wahlfach an den Schulen
Louis Ferdinand von Zobeltitz, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, ist zwar für einen schulischen Islamunterricht, aber nicht im Rahmen des „Unterrichts in biblischer Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage“ (BGU). BGU ist die Bremer Variante des Religionsunterrichts, der nicht von der Kirche gestaltet wird.
taz: Brauchen muslimische Kinder in Bremen eine Alternative zum BGU?
von Zobeltitz: Nach dem Charakter des BGU können selbstverständlich auch nichtchristiche Schülerinnen und Schüler an diesem Unterricht teilnehmen, weil er so aufgebaut ist, dass keine religiöse Identität gebrochen, sondern respektiert und gewürdigt wird.
Kann der BGU nicht auch genauso Grundlagen der muslimischen Religion lehren?
Nein, kann er nicht. Er hat zwar religionskundliche Anteile, aber er ist nicht in der Lage, eine religiöse muslimische Identität zu bilden und zu fördern. Deswegen ist es richtig, darüber nachzudenken, ob es einen islamischen Religionsunterricht auf allgemein islamischer Grundlage geben soll.
Das hieße ja, dass die Religionen getrennt unterrichtet werden, anstatt ein Fach zu schaffen, in dem auch eine Verständigung stattfinden kann.
Wir halten so eine Verständigung für notwendig. Denkbar wäre ein Wahlpflichtfach, wo man die vorher getrennt unterrichteten Schüler wieder zusammenbringen kann und wo über das diskutiert wird, was man gerade gelernt hat.
Aber warum kein gemeinsamer Unterricht?
Wir sind als Kirche der Meinung, dass Religionsunterricht ein Unterricht sein soll, der auch zu einer Beheimatung in der jeweiligen Religion verhilft. Erst ein junger Mensch, der seine religiöse Identität gefunden hat, ist in der Lage, sich in einen Dialog zu begeben. Wenn die Schüler von vorneherein in einen Informationsunterricht kommen und so getan wird, als wäre diese religiöse Identität schon ausgebildet, dann führt das in dieser säkularen Gesellschaft zu einer Vermischung, die keinem hilft.
Wie muss so ein Unterricht aussehen?
Er muss in deutscher Sprache stattfinden mit Lehrerinnen und Lehrern, die wissenschaftlich zu Pädagoginnen ausgebildet sind, und das Curriculum muss von der Behörde vorgegeben werden. Wir sind nur gegen eine Islamkunde als rein religionswissenschaftliches Fach. Man kann keinen Religionsunterricht machen, wenn man dort nicht zu Hause ist – ein Atheist kann auch nicht BGU erteilen.
Aber muss so ein Religionsunterricht nicht auch gesellschaftlich relevante Fragen stellen?
Augenblicklich haben wir die Situation, dass jemand, der sich vom BGU abmeldet, Eis essen geht. Wir streiten dafür, dass eine Alternative zum BGU ausgebaut wird, die attraktiver ist, als der Besuch in der Eisdiele. Fragen: Eiken Bruhn
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