steffel-kandidatur: Alle Fragen bleiben offen
97 Prozent. Klingt wie ein klares Ergebnis. Mit diesem Anteil ist Frank Steffel gestern zum Spitzenkandidaten der CDU bestimmt worden. 97 Prozent. Ohne Gegenkandidaten. Ohne Diskussion. Ohne Aussprache. Dafür mit Musik und Video. Mit Lametta vom Hallendach. Obwohl die Inszenierung des eigentlich bescheidenen Ereignisses Landesparteitag den Aufwand einer normalen Theaterproduktion deutlich überstiegt, möchte man anmerken: Der Vorhang fällt, und alle Fragen sind offen.
Kommentarvon ROBIN ALEXANDER
Denn mit dem deutlichen Ergebnis hört die Klarheit auch schon auf. Seit Wochen teilt der Kandidat Steffel der Öffentlichkeit wieder und wieder mit, er sei jung und besitze ein Unternehmen. Gestern fügte er per Video die Information hinzu, er habe – im Gegensatz zu Klaus Wowereit – eine hübsche Frau. Wie schön für ihn.
Aber welche Botschaft hat die Union für die kommende Wahl, außer dass ihr Kandidat mit Jugend, eigener Firma und Frau reich gesegnet ist? Steffel erklärte nach seiner Kür, es gehe im Herbst „um die dringend notwendige Auseinandersetzung mit dem Sozialismus“. Dabei weiß Dr. Frank Steffel, der so viel Wert auf seinen akademischen Titel legt: Im neuen Jahrtausend findet die Auseinandersetzung mit dem Sozialismus primär im Historischen Seminar statt.
Schon wahr: Die Union hat seit der Wende manche Wahl gewonnen, indem sie eigene Anhänger und PDS-Wähler mit der Kalter-Krieg-Masche gleichermaßen mobilisierte. Aber die Stadt hat sich verändert. Will die CDU 2001 eine Chance haben, muss sie sich mit der Wowereit-SPD inhaltlich auseinander setzen.
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