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Berliner Bankkrise: Abschied auf Raten

Ermittlungen wegen Untreue gegen Wolfgang Rupf, Vorstand der angeschlagenen Bankgesellschaft Berlin

BERLIN taz ■ Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Chef der angeschlagenen Bankgesellschaft, Wolfgang Rupf, sowie weitere neun Manager. Bankkonzernsprecher Herbert Beinlich erklärte am Wochenende, Gegenstand der Untersuchungen sei der geplante, später aber nicht verwirklichte Verkauf des Immobiliendienstleisters IBG/Ibag. Es werde gegen alle zehn damalige Vorstände der Bankgesellschaft und der Tochter IBG ermittelt. Der Verdacht: Untreue. Während der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats verlangten die Arbeitnehmervertreter die Ablösung von Vorstand Rupf.

Durch das geplante Immobiliengeschäft war im Februar die größte Bankenkrise in der deutschen Nachkriegsgeschichte an die Öffentlichkeit gekommen. Die große Koalition im Berliner Rathaus war darüber zerbrochen. Um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, muss das Land dem angeschlagenen überwiegend landeseigenen Geldinstitut mindestens vier Milliarden Mark zur Verfügung stellen.

Der Bank zufolge hat die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Bankenkrise in 53 Fällen Ermittlungen aufgenommen. 30 Vorgänge seien bereits abgeschlossen.

Im Fall der Immobilien- und Baumanagement Gesellschaft (IBG) hatte der Bankkonzern das operative Geschäft an die Ibag ausgliedern und an Investoren einer auf den Cayman-Inseln angesiedelten Firma verkaufen wollen. Dadurch wären unsichere Immobilienkredite und drohende Verluste von etwa zwei Milliarden Mark aus der Bilanz der Bankgesellschaft verschwunden. Mit dem Verkaufserlös, den die Bank zum großen Teil durch einen Kredit selbst hätte finanzieren müssen, sollten bei der IBG verbliebene Risiken aus Immobiliengeschäften gedeckt werden. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hatte dieses „In-sich-Geschäft“ gestoppt. KOCH

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