piwik no script img

Keine Agrarwende im Supermarkt

BUND-Studie: Lebensmittelhandel tut sich immer noch mit Ökoprodukten schwer. Handelsvolumen unter 2 Prozent

BERLIN taz ■ BSE hat nichts genützt: Gerade mal ein bis zwei Prozent aller Produkte in den konventionellen deutschen Supermarktregalen sind Bio. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom BUND in Auftrag gegebene Marktanalyse, die gestern in Berlin vorgestellt wurde. In Zahlen ausgedrückt: In den 20.000 Artikel des Gesamtsortiments finden sich gerade mal 200 Ökoprodukte. Zudem – so die Studie – sind Biowaren schwer zu erkennen, werden nicht flächendeckend angeboten, schlecht beworben.

„Es ist noch ein weiter Weg bis zur Agrarwende im Supermarkt“, erklärte Ingo Schoenheit, Geschäftsführer des imug-Instituts Hannover, das die Studie in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Ökoinstitut erarbeitet. Angesichts der realen Zahlen sei die von Verbraucherministerin Renate Künast angepeilte Steigerung des Anteils von Ökoprodukten auf 20 Prozent in zehn Jahren „ein ehrgeiziges Ziel“. Im Rahmen der vorgelegten Marktanalyse wurden insgesamt 23 Unternehmen befragt. Geantwortet haben allerdings nur elf, darunter Handelsriesen wie Metro, Rewe, Edeka und Karstadt. Bei Aldi, Plus oder Lidl landete der Fragebogen gleich im Papierkorb. Die Unternehmen nannten das Fehlen eines verlässlichen Ökokennzeichens, geringe Kundenresonanz, zu hohe Preise und zu wenig Produktalternativen seitens der Hersteller als Grund für ihr geringes Bioangebot.

„Der Handel wird als Torwächter, als Schlüsselakteur betrachtet“, erklärte Schoenheit. Was er nicht ins Sortiment nähme, könne auch nicht gekauft werden. Als Mittler zwischen Produzenten und Konsumenten könne er entscheidend zur Verbreitung ökologischer Produkte beitragen. Schoenheit: „Die im Sortiment bereits vorhandenen Biowaren sind jedoch in der Regel schlecht platziert und nicht gesondert ausgewiesen.“

Allerdings muss dem nicht so sein. Nach Angaben des imug-Geschäftsführers nimmt das Unternehmen tegut eine Vorreiterrolle ein: „Hier gibt es eine Sonderkennzeichnung für Ökoprodukte, die sich lohnte. Tegut machte mit diesen Waren im vergangenen Jahr einen Umsatz von 130 Millionen Mark.“ Allerdings machte das bei dem konventionellen Anbieter tegut auch nur einen Umsatzanteil von sieben Prozent aus. Immerhin: Für 2001 wird ein Anstieg auf 190 Millionen Mark prognostiziert.

Im Vergleich dazu sei das Abschneiden der großen Ketten enttäuschend. So mache Edeka mit Bioprodukten nur einen Umsatz von 30 Millionen Mark. Der Handel sei also in der Pflicht, sein Angebot zu erweitern, und zwar mit dem dazugehörigen Marketing. NORBERT PAGEL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen