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Meinungswechsel an den Unis

National-konservatives Denken und Rechtsextremismus nehmen an den deutschen Hochschulen zu. Dies ergab der Kongress „Alte Herren – Neue Rechte“ in München. Wissenschaft und Universitätsverwaltungen tun sich mit dieser Entwicklung schwer

aus München KATHRIN BURGER

Wie verbreitet ist rechtsextremes Gedankengut an den Hochschulen? Diese Frage stellt sich, seit Mitglieder der Münchener Burschenschaft „Danubia“ einem Skinhead, der einen Griechen beinahe totgeschlagen hatte, Unterschlupf gewährten.

Die Antworten, die die Studentenvertretung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München am Wochenende auf dem Kongress „Alte Herren – Neue Rechte“ lieferte, lassen aufhorchen: Denn neben einigen Professoren, die antisemitische Argumentationen in ihre Vorlesungen einflechten, rückt offensichtlich auch ein größerer Teil der Studenten nach rechts. Diese Schlussfolgerung legen zumindest die Ergebnisse einer Langzeitstudie des Konstanzer Hochschulforschers Tino Bargel nahe, der seit zwanzig Jahren politische Einstellungen und den Wertewandel unter den Studenten und Studentinnen eruiert.

Bargels Fazit: Der größere Teil der Studenten denkt zwar noch grün-alternativ und sozialdemokratisch, die Zustimmung zu national-konservativen Positionen nimmt jedoch zu. Allein zwischen 1995 und 1998, so Bargel, sei der Kreis der „Anhänger, Sympathisanten und Dulder“ antidemokratischer Ideologien an den westdeutschen Universitäten von 8 auf 11 Prozent und an den Universitäten in Ostdeutschland von 13 auf 17 Prozent angestiegen. An den Ost-Fachhochschulen denkt bereits jeder Vierte national-konservativ.

Die Wandlung der Studierenden äußert sich allerdings nicht im Tragen von Springerstiefeln. Die Sympathisanten von Rechtsaußen verlegen sich auf das, was sie an der Universität lernen: Argumentieren. Dabei verbinden sie in ihrem Weltbild zunehmend wirtschaftsliberales Denken mit Ausländerfeindlichkeit und der Forderung, den Zuzug von Ausländern zu begrenzen. Außerdem zeigt sich die neue soziale Kälte an den Hochschulen darin, dass Entwicklungshilfezahlungen unter Studenten heute weniger Zustimmung finden als früher und dass Bafög-Empfänger als „Sozialschmarotzer“ gelten.

Der Studentenkongress, den die Ver.di-Jugend München, die PDS und Freidenker-Vereine unterstützten, versuchte sämtliche rechts-nationalistische Nuancen auszuleuchten. Wolfgang Habermeyer, Lehrbeauftragter am Münchner Institut für Ethnologie, zeigte, wie ein aus der Ethnologie stammendes Denkmuster ein rassistisches Denken fördert. Die Volkskundler stuften bis heute „Naturvölker“ auf einer niedrigeren evolutionären Stufe ein. Ein wirklicher Dialog der Kulturen und eine Änderung unseres Überlegenheitsgefühl sei so nicht möglich, meinte Habermeyer. Er forderte dazu auf, Theorieansätze und Begrifflichkeiten in der Ethnologie zu ändern, um auch auf diesem Wege Rassismus zu bekämpfen.

Wie schwer sich Wissenschaft und Universitätsverwaltung mit Rechtsextremismus in ihren eigenen Reihen tun, zeigen die Auseinandersetzungen, die sich an den „Danubia“-Skandal anschlossen. Die Studentenvertreter mussten mehrfach das Rektorat der LMU auffordern, die Schaukästen extremer Burschenschaften an der Uni zu verbieten. Zwar wurden die Informationen der Danuben aus den Schaukästen entfernt, „anderen Verbindungen wolle man jedoch nicht vor den Kopf stoßen“, erklärte die Münchner Hochschulleitung.

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