: „und das ist auch gut so“
Der Regierender Bürgermeister und SPD-Kandidat: Klaus Wowereit
Seit vier Wochen ist er Regierender Bürgermeister von Berlin: Klaus Wowereit, 47, Sozialdemokrat, stürzte den langjährigen Amtsinhaber Eberhard Diepgen mit einem konstruktiven Misstrauensvotum. Dies war nur möglich mit den Stimmen der PDS. Wowereits bis zu den Neuwahlen am 21. Oktober amtierendem Senat gehören neben fünf Sozialdemokraten auch drei grüne Senatoren an. Dieser „Übergangssenat“ ist abhängig von der Tolerierung durch die PDS-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Wowereit war es, der – kaum länger als ein Jahr im Amt des SPD-Fraktionsvorsitzenden – die politische Initiative in der Krise der Berliner Bankgesellschaft an sich riss. Die Bankpleite und die Spendenskandale der Berliner CDU nutzte Wowereit, um den Rücktritt des langjährigen CDU-Fraktionsvorsitzenden und Bankvorstands Klaus Landowsky zu fordern. Spät kam die Union Wowereits Forderung nach – zu spät, um noch die Koalition zu retten.
Bundesweite Bekanntheit erlangte Wowereit auf seinem Nominierungsparteitag. Die eigentliche Nachricht war allerdings nicht seine Kür zum SPD-Spitzenkandidaten, sondern sein Selbst-Outing: „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“, rief er in den Parteitagssaal und erntete Jubel und Standingovations von biederen sozialdemokratischen Delegierten. Im Wahlkampf wird er sich gegen Frank Steffel (CDU), Sibyll Klotz (Grüne) und Gregor Gysi (PDS) durchsetzen müssen.
Wowereit, der stets gute Anzüge trägt und als Fraktionsvorsitzender kaum eine Premiere in den drei Opernhäusern Berlins ausließ, stammt aus einfachsten Verhältnissen. Er wurde als uneheliches Kind einer Kriegerwitwe und Gartenbauarbeiterin in Berlin geboren. Als jüngstes von fünf Geschwistern brachte nur er es zu einer akademischen Ausbildung. Wowereit studierte an der FU und ist Volljurist. Noch heute lebt der ehemalige Bezirksstadtrat von Tempelhof im biederen Vorort Lichtenrade in dem von der Mutter ererbten Haus. Dem dortigen Hauseigentümerverein gehört er ebenfalls an.
FOTO: CHRISTIAN JUNGEBLODT
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