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Hamburg heiratet

■ Viel Jubel und ein bisschen Kritik nach Karlsruher Urteil zur Homo-Ehe

Am 1. August wird getraut. Das Bundesverfassungsgericht gab seinen Segen, und das Lebenspartnerschaftsgesetz kann (vorerst) in Serie gehen. Dem schwulenpolitischen Sprecher der GAL-Fraktion, Farid Müller, fällt ein, dass er auch wirtschaftspolitischer Sprecher ist und sofort etwas zum Ankurbeln des Hamburg-Tourismus tun sollte: „Heiratswillige Homos aus hinterwäldlerischen Hochburgen, heiratet in Hamburg“, alliterierte er ges-tern, nachdem die Eilklage aus Bayern und Sachsen, dort hinter den Wäldern, in Karlsruhe abgewiesen wurde. Auch sonst an Reaktionen: Fast alles rosa.

Für Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) ist die BVG-Entscheidung „ein großer rechtsstaatlicher und gesellschaftspolitischer Erfolg“, und damit nimmt sie fast allen anderen, die sich gestern dazu äußerten, die Worte aus dem Mund. Gleichstellungssenatorin Krista Sager (GAL) sieht die „Diskriminierung lesbischer und schwuler Partnerschaften in zentralen Lebensbereichen“ beendet und ist damit in seltener Einigkeit mit dem Regenbogen. Dessen Sprecher Marco Carini freut sich darüber, dass „der Versuch der ewig gestrigen CDU/CSU-Fürsten, die rechtliche Diskriminierung der Homosexuellen festzuschreiben, gescheitert“ sei. Allerdings gebe es keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen: Die Lebenspartnerschaft bringe nur für einen kleinen Teil der Schwulen und Lesben spürbare Verbesserungen.

Das sieht auch der schleswig-holsteinische Landesverein „Schwules Leben“ ähnlich: Er weist darauf hin, dass der zweite Teil des Gesetzes derzeit noch im Vermittlungsausschuss des Bundestages blockiert wird – so dass das jetzige Gesetzeswerk „Flickwerk“ sei. Im Steuer- und Adoptionsrecht sei man von einer Gleichstellung mit Hetero-Paaren weit entfernt. „Schwules Leben“ vermutet, dass höchstens 30 Prozent der Schwulen und Lesben das Angebot der Homo-Ehe nutzen werden. Von daher gebe es weiterhin „ein Zwei-Klassen-Recht: „Wie naiv müssen manch Schwuler und manche Lesbe sein, wenn sie deswegen die Korken knallen lassen?“ aha

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