: Abgefahren teuer
Fahrgastverband, PDS und Grüne kritisieren höhere Tarife für Bus und Bahn. BVG lobt sich für günstige Spezialtickets
Die ab heute gültigen Fahrpreiserhöhungen stoßen auf scharfe Kritik. Der Fahrgastverband Igeb forderte BVG und S-Bahn gestern auf, den „Automatismus jährlicher Tariferhöhungen“ endlich zu beenden. Diese lägen zumeist deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate, sagte der stellvertretende Igeb-Vorsitzende Christfried Tschepe. Bei vielen Tarifen lege der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) inzwischen deutschlandweit an der Spitze.
Auch PDS und Grüne übten heftige Kritik an den neuen Tarifen. „Die Preispolitik ist gegen die Fahrgäste gerichtet“, erklärte die verkehrspolitische Sprecherin der PDS, Jutta Matuschek. Stammkunden würden für ihre Treue bestraft. Michael Cramer (Grüne) plädierte für eine Tarifsenkung um 30 Prozent. Die Tariferhöhungen seien die Hauptursache für den Fahrgastschwund um 20 Prozent.
„Das ganze Tarifumstellungsverfahren ist schwachsinnig“, erklärte Tschepe. „Die höheren Tarife bedeuten weniger Fahrgäste und somit weniger Einnahmen.“ Das Ziel, damit die gestiegenen Personal- und Energiekosten zu decken, würde sich so nicht erfüllen. Zudem würden die eventuell anfallenden Mehreinnahmen von den Kosten für die „teure“ Umstellung aufgefressen.
Durch die Tarifumstellungen sind die Einzelfahrscheine, Monats- und Jahreskarten für Bus und Bahn teurer geworden. Das Tagesticket kostet statt bisher 8,70 Mark ab heute 12 Mark. Der Preis pro Einzelfahrschein hat sich um 20 Pfennig auf 4,20 Mark erhöht. Die Standardmonatskarte für den Tarif AB kostet jetzt 110 Mark, Azubis zahlen 81 Mark.
Lohnerhöhungen, Ökosteuer und Benzinpreissteigerung hätten die Tarifumstellung notwendig gemacht, so BVG-Sprecherin Barbara Mansfield. „Die so entstandenen Mehrkosten beliefen sich in den vergangenen zwei Jahren auf rund 100 Millionen Mark“, sagte sie. Es seien aber eine ganze Reihe attraktiver Angebote eingeführt worden, betonte Mansfield. So kostet das Schülerticket statt 60 nur noch 45 Mark. Geschwister zahlen sogar nur 30 Mark.
Tschepe bezeichnet dies als „Schritt in die richtige Richtung“. Skeptisch äußerte sich der Fahrgastvertreter dagegen zum neuen Berlin-Ticket. Damit kann man für 69 Mark ein Jahr lang im Tarifgebiet AB zum ermäßigten Tarif fahren. „Die Benutzer werden dadurch gezwungen, vor jedem Fahrtantritt ein Einzelticket zu kaufen“, so Tschepe. „Vielfahrer kann man aber nur mit Pauschalangeboten locken.“
SILKE KATENKAMP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen