: Mehr Platz für Kinder
Dschungellandschaft, Hüttendorf und Boulebahnen mit Beleuchtung: Der Lindenpark wird komplett umgestaltet ■ Von David Böcking
Ob es an den Ferien liegt? Wer zur Zeit durch den Lindenpark im Schanzenviertel spaziert, bekommt trotz Sommerwetters wenig Kinder zu Gesicht. Da stellen zwei Herrchen fest, dass ihre herumtollenden Hunde den gleichen Namen tragen, am Brunnen trinkt ein Grüppchen Erwachsener Bier. Aber spieltechnisch ist allein auf dem Bolzplatz etwas los.
Nicht nur daran soll sich bald etwas ändern, denn der Lindenpark wird komplett umgestaltet. Nachdem vor zwei Jahren die Sanierung des umliegenden Viertels beschlossen worden war, begannen der Arbeitskreis Lindenpark und der Sanierungsträger „plankontor“ Ideen für einen neuen Park zu sammeln. Bei mehreren Treffen und zwei Festen wählten die Anwohner das beliebteste Konzept aus, die Details plant seitdem das Hamburger Landschaftsarchitekturbüro ELG. Im nächsten Frühjahr sollen die Arbeiten beginnen.
Laut Barbara Kayser von der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), die das 1,2 Millionen Mark teure Projekt gemeinsam mit der Umweltbehörde finanziert, werden fast alle ursprünglichen Wünsche umgesetzt. Neben dem beliebten Bolzplatz entsteht ein Streetballplatz, lediglich die anfangs dort geplanten Zuschauerplätze seien schließlich wegen befürchteten Lärms „durchgefallen“. Weiter südlich soll ein heute noch trister Spielplatz für die älteren Kinder zum „Dschungel“ werden, mit acht Meter hoher Rutsche, Vogelnestschaukel und Riesenwurzeln zum Klettern. Die Kleineren können sich auf einen Spielbereich unter dem Motto „Robinson Crusoe“ freuen, der ein Hüttendorf, Baumhäuser und ein Giraffen-Karussell bieten wird.
Drumherum entsteht eine Liegewiese, die, wie auch der Dschungelspielplatz, umzäunt ist. Dies sei, so Kayser, der Kompromiss zum ewigen Problem „Kind gegen Hund“. Da sich ein Auslaufbereich mit Hundeklo nicht durchsetzte, werde so zumindest Hundekot auf den Spielflächen verhindert. Damit sich die Halter im restlichen Park selbst um die Entsorgung kümmern können, wird versuchsweise außerdem ein Tütenautomat aufgestellt.
Viele Anwohner fühlen sich im Park, in den sich ab und zu auch Dealer zurückziehen, nicht sicher. Deshalb wird vor allem in den Eingangsbereichen das grüne Dickicht ausgedünnt. Auf mehr Sicherheit hofft Kayser auch durch die Gegenwart der Boulespieler, für die an der Bellealliancestraße beleuchtete Bahnen vorgesehen sind. Damit wieder größere Grünflächen entstehen, wird außerdem der Fußweg nördlich der Spielplätze nach Wes-ten verlegt.
Und wie ist die Stimmung am Ende der zweijährigen Planung? Karin Spreckelsen vom koordinierenden Bezirksamt Eimsbüttel ist ein wenig enttäuscht über das zuletzt geringe Interesse der Anwohner. Zur letzten öffentlichen Besprechung sei nur eine Handvoll Bürger erschienen. Barbara Kayser sieht das positiver: „Die Leute kommen nur, wenn sie gegen etwas sind.“
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