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Kontrollierter Kontakt

■ Das Recht der Kinder auf beide Elternteile bleibt nach Trennungen manchmal Theorie. Da soll der „Betreute Umgang“ helfen. Dafür sucht „Aladin“ Ehrenamtliche

Kinder haben Anspruch auf Väter und Mütter. Seit 1998 steht sogar das Gesetz auf ihrer Seite, wenn sie die getrennt lebenden Elternteile beide sehen möchten. Doch es gibt Fälle, in denen das trotzdem Theorie bleibt: Wenn beispielsweise der Vorwurf von sexuellem Missbrauch oder Gewalt im Raume steht oder wenn ein Elternteil die Angst äußert, der andere könnte das Kind entführen wollen, dann verbieten Familienrichter häufig einem von beiden den Kontakt zum Kind. Aber auch wenn beide Partner das jeweils alleinige Sorgerecht beanspruchen und sie nur noch über ihre Anwälte kommunizieren, bleibt häufig eine Besuchsregelung auf der Strecke.

Gemeinsam mit dem Kinderschutzbund und weiteren Jugendhilfeträgern hat der Rahlstedter Verein „Aladin“ für solche Fälle das Konzept des „Betreuten Umgangs“ entwickelt. Voraussetzung dafür ist, dass das Kind das Elternteil, bei dem es nicht lebt, sehen möchte. „Denn ein Kind entwickelt sich aus mütterlichen und väterlichen Anteilen, fehlt einer, gehen Entwicklungschancen verloren“, sagt Peter Heinzel, Geschäftsführer der Einrichtung.

Die Elternteile werden zunächst getrennt zu Vorgesprächen eingeladen. Vor dem ersten Treffen müssen sie einen Vertrag unterschreiben, der individuelle Absprachen enthält, beispielsweise wie oft und für wie lange sich Eltern und Kind treffen. Da kann beispielsweise die Mutter dem Vater aber auch verbieten, schlecht über sie zu sprechen, sie kann untersagen, dass er das Kind berührt, ihm Süßigkeiten gibt oder herauszufinden versucht, wo es wohnt oder zur Schule geht. Ju-ristisch hätten diese Abprachen vermutlich keinen Bestand, aber sie geben immerhin einen Rahmen für Verhaltensweisen vor.

Der „Betreute Umgang“ ist in der Regel alle zwei Wochen für jeweils ein bis drei Stunden in den Räumen von „Aladin“ im ehemaligen und inzwischen komplett renovierten Ortsamt. Wenn Kind und – meist – der Vater sich hier treffen, liegt der letzte Kontakt oft viele Monate zurück. Die Familie hat eine schmerzhafte Phase der Trennung und juristischen Auseinandersetzungen hinter sich. Bei „Aladin“ treffen sie sich endlich mal wieder in einer ruhigen Atmosphäre, „für die Kinder ist gut, dass das andere Elternteil nicht dabei ist, damit es nicht gleich wieder Streit gibt“, sagt Peter Heinzel. Allerdings sind sie nie allein. Denn „Betreuter Umgang“ heißt, dass ihnen ein Schatten folgt, eine Person, die sich nicht einmischt, aber eingreift, wenn sich das Elternteil nicht an die Vereinbarungen des Vertrags hält oder die Situation in anderer Weise kritisch zu werden droht.

Ziel ist, dass nach einem halben bis einem Jahr die Situation so stabil ist, dass die Familien Besuche alleine regeln und durchführen können, ohne Begleitung. „Bei den Jugendämtern liegen schon Wartelisten vor“, sagt Peter Heinzel. Aber das Amt für Jugend hat noch kein Signal gesandt, die Kosten für das Projekt zu übernehmen. „Das wird zur Zeit noch geprüft“, sagt Uwe Grieger von der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung.

„Aladin“ sucht zur Zeit noch Ehrenamtliche. Fünf haben sich bereits gefunden, eine studiert Pädagogik, eine andere hat persönlich erfahren, wie wichtig der Kontakt zu beiden Elternteilen ist.

Sandra Wilsdorf

Bei Interesse an dem Projekt: Tel.: 040/67 56 13 51

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