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Die NordLB langt nach Berlin

Die Nordeutsche Landesbank kramt wieder Pläne für eine mögliche Fusion mit der Bankgesellschaft hervor. Die Pläne stoßen bei Berliner Politikern grundsätzlich auf Zustimmung. PDS-Fraktionschef Wolf: Bank nicht für einen Apfel und ein Ei abgeben

von RICHARD ROTHER

Die schwer angeschlagene Bankgesellschaft Berlin steht möglicherweise vor einer Fusion mir der Norddeutschen Landesbank (NordLB). Die öffentlich-rechtliche Hannoveraner Bank, die an der Bankgesellschaft bereits mit 20 Prozent beteiligt ist, hat dem Land Berlin gestern erstmals ein konkretes Angebot über den Ausbau der Kooperation vorgelegt. Einzelheiten der Offerte wurden zunächst nicht bekannt. Das Spektrum reicht vom Ausbau der Kooperationen bis zum Zusammenschluss beider Institute.

„Wir sehen darin die Interessen der NordLB ebenso wie des Landes Berlin gewahrt“, sagte Niedersachsens Finanzminister Heinrich Aller. Die Berliner Finanzverwaltung begrüßte gestern das Angebot. Es liege allerdings noch nicht schriftlich vor, so eine Sprecherin. Zudem gebe es bei der Suche nach einem Investor keinen Exklusivanspruch der NordLB. Man sei weiter an öffentlichen und privaten Investoren interessiert und mit ihnen im Gespräch.

Senatssprecher Helmut Lölhöffel sagte ebenfalls, dass es noch keine Festlegungen gebe und andere Gespräche fortgesetzt würden. Aufgrund bestehender Verträge zwischen Berlin und der NordLB ist eine Lösung allerdings nur in Zusammenarbeit mit der NordLB möglich. Ein erster Fusionsversuch von NordLB und der mehrheitlich landeseigenen Bankgesellschaft war im Oktober 1998 gescheitert.

Das Mitglied im Bank-Aufsichtsrat und Landesvize der Gewerkschaft Verdi, Hartmut Friedrich, begrüßte gestern das Angebot: „Die Richtung stimmt.“ Damit könne die Zerschlagung des Konzerns und die Vernichtung von Arbeitsplätzen verhindert werden. Die Alternative wäre, Teilbanken „an Private zu verscheuern“, so Friedrich. „Die Geier sind ja schon über Berlin gekreist.“

Auch PDS-Fraktionschef Harald Wolf begrüßte die niedersächsische Offerte. Wichtig sei, dass sie mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband abgestimmt sei. „Wir müssen jetzt die Konditionen prüfen.“ Die Risiken der Bankgesellschaft im Immobilienbereich dürften nicht allein beim Land Berlin verbleiben. Andere Geschäftsbereiche der Bankgesellschaft, insbesondere das Massenkundengeschäft und eine Vielzahl stiller Reserven, seien zudem lukrativ. „Das können wir nicht für einen Apfel und ein Ei abgeben.“

Die Grünen-Bankenexpertin Barbara Oesterheld äußerte sich hingegen zurückhaltend. Bei der Niedersachsen-Bank habe man es mit SPD-Strukturen zu tun. Mit dem CDU-Filz in der Berliner Bankenszene habe man schließlich keine guten Erfahrungen gemacht. Eine Lösung für die Bank könne es zudem nur in einem Gesamtpaket geben. Die Grünen in Niedersachsen lehnen die Offerte ab. Sich jetzt zu engagieren, sei kein Wagemut, sondern Verzweiflung, kritisierte der Hannoveraner Landtagsabgeordnete Michel Golibrzuch gestern. Der strategische Gewinn für die NordLB bleibe zweifelhaft.

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