: Eine kleine Genugtuung für Richard Pound
Der bei der Wahl zum IOC-Präsidenten gescheiterte Kanadier setzt Montreal als Sitz der Antidopingagentur durch
TALLINN dpa ■ Montreal wird Sitz der Welt-Antidopingagentur (WADA). Dies beschloss der WADA-Stiftungsvorstand gestern in Tallinn. Die Olympiastadt von 1976 setzte sich im vierten Wahlgang mit 17:15 Stimmen gegen Lausanne durch. Bonn war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden. Danach folgten Stockholm und Wien. Die frühere Bundeshauptstadt und Stockholm waren schon mit geringeren Chancen in die Entscheidung gegangen, nachdem eine Prüfungskommission der WADA die drei Mitbewerber als besser geeignet eingeschätzt hatte.
„Kanada hat große Fortschritte im Kampf gegen das Doping gemacht und Montreal wird eine großartige Heimat für WADA sein“, erklärte WADA-Chef Richard Pound, der im Juli bei der Wahl des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gescheitert war. Für den Kanadier dürfte die Entscheidung für Montreal durch den paritätisch aus Vertretern des olympischen Sports sowie staatlicher und zwischenstaatlicher Organisationen wie der EU besetzten Vorstand eine gewisse Genugtuung sein.
Mit der Wahl Montreals entschied sich der Stiftungsrat auch gegen das favorisierte Lausanne. Zuletzt hatten sich alle 35 Internationalen Verbände mit olympischen Sportarten für die Schweizer Stadt ausgesprochen. Vertreter der EU hatten dagegen Befürchtungen geäußert, dass eine endgültige Anbindung der Agentur an Lausanne die Unabhängigkeit der Einrichtung in Frage stellen könnte, weil dort auch das IOC beheimatet ist.
Hauptaufgabe der WADA ist die Koordinierung eines weltweiten Antidopingprogramms. Sie soll allgemein gültige Regeln für Kontrolleinrichtungen und die Durchführung von Dopingkontrollen sowie eine Vereinheitlichung von Disziplinarverfahren und Strafen erarbeiten. Die WADA war bisher allein vom IOC finanziert worden.
Die Europäische Union (EU) finanziert künftig drei WADA-Projekte mit zwei Millionen Euro. Ein Bildungsprogramm der WADA im Internet bekommt eine Million Euro. 700.000 Euro werden für ein Programm unabhängiger Beobachter bei internationalen Sportveranstaltungen zur Verfügung gestellt. 300.000 Euro sollen in die Verbreitung der Athletenpässe fließen, mit denen die Sportler alle notwendigen Informationen zu ihren Dopingtestprogrammen nachweisen müssen.
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