: Achtungserfolg für Privatanleger
Wegen umstrittener Millionenprämien verweigert die letzte Hauptversammlung des Mannesmann-Konzerns Exvorstand Klaus Esser und anderen Managern die Entlastung. Neuer Besitzer Vodafone ignoriert Forderungen der Kleinaktionäre
aus Düsseldorf SEBASTIAN SEDLMAYR
Auf der letzten Hauptversammlung von Mannesmann in Düsseldorf gab es gestern viel Ärger. Während der Konzern offiziell aufgelöst wurde, wollten sich die Privataktionäre, die noch etwa 1 Prozent der Aktien halten, nicht mit den Beschwichtigungen des Vorstandes zufrieden geben.
Jörg Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitzer, kritisierte den von Vodafone vorgelegten Geschäftsbericht als „unpräzise“ und „reines Marketinginstrument“. Zudem sei die gute Halbjahresbilanz nur aus „dem Verkauf von Tafelsilber gespeist“. Gemeint ist das Abstoßen verschiedener Unternehmensbereiche wie der italienischen Infostrada.
Das heikelste Thema waren jedoch die Abfindungen in Höhe von knapp 160 Millionen Mark an zehn Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder, zu denen auch die Arbeitnehmervertreter Klaus Zwickel (IG-Metall-Chef) und Jürgen Ladberg (ehemaliger Betriebsratsvorsitzender bei Mannesmann) ihre Zustimmung gegeben haben sollen. Die Summen sind im Zuge der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Frühjahr 2000 geflossen.
Um dem Protest den Wind aus den Segeln zu nehmen, beantragten Vorstand und Aufsichtsrat von sich aus, die im Fadenkreuz der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft stehenden Mannesmann-Führer erst auf der nächsten Versammlung zu entlasten. Dennoch fanden aufgebrachte Vertreter der Kleinaktionäre deutliche Worte für die als illegal vermuteten Zahlungen an ehemalige Führungspersonen: „Schlachtfestprämien“ und „Abgreif-Abfindungen“ waren noch die harmloseren Titel für die horrenden Geldflüsse.
Vodafone-Chef Christ Gent wies die Vorwürfe, Vodafone habe Mannesmann-Managern für die Übernahme im letzten Jahr bestochen, kategorisch zurück. Konkrete Fragen nach den im Februar 2000 verhandelten Tischvorlagen und Protokollen der Sitzungen der beteiligten Firmengremien werden wohl allerdings erst die Düsseldorfer Fahnder beantworten können.
Auch die von Vodafone vorgeschlagene Abfindung für Mannesmann-Aktien in Höhe von rund 200 Euro wollten die Kleinaktionäre so nicht akzeptieren. Bei der Übernahme durch Vodafone war die Aktie noch rund 325 Euro wert, also etwa 250 Mark mehr.
Jörg Pluta zweifelte die Seriosität des von Vodafone eingesetzten Prüfers Josef Lanfermann an und fragte nach möglichen „Bekanntschaften“ zwischen der Mannesmann-Führungsebene und dem Düsseldorfer Wirtschaftsprüfer.
Vodafone wird den Streit wohl aussitzen. Denn spätestens 2002 hat der Konzern leichtes Spiel: Die Kleinaktionäre können dann auf Grundlage eines neuen Gesetzes zwangsweise entschädigt werden.
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