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Rückkehr zum Kampf um alles

Mit der Bombardierung von palästinensischen Stellungen erwidert Israels Luftwaffe die Ermordung von fünf Israelis. Doch damit treibt sie ihre ehemaligen Verhandlungspartner weiter in das Lager der Kompromisslosen. Die wollen ganz Palästina

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Insgesamt neun Tote sind die Bilanz eines erneuten blutigen Wochenendes im Nahen Osten. Mit Bombardierungen durch F-15- und F-16-Kampfflugzeuge beantwortete die israelische Armee den Tod von fünf Israelis am Wochenende. Palästinensischen Berichten zufolge wurde ein Mann getötet, weitere zehn Menschen trugen Verletzungen davon. Ziel der Angriffe waren mehrere Kommandozentralen palästinensischer Sicherheitskräfte. Gestern wurde in unmittelbarer Nähe der Stadt Gaza zudem die Leiche eines 18-jährigen Palästinensers gefunden, der durch Panzerbeschuss ums Leben kam.

Am Vortag waren zwei israelische Zivilisten gestorben, als sie von Jerusalem aus in die jüdische Siedlung Ofarim fuhren und dabei beschossen wurden. Die Hauptstraße blieb gestern für Palästinenser gesperrt. Die Armee verhängte außerdem über mehrere Dörfer Ausgangssperren. Drei israelische Soldaten waren in der Nacht zum Samstag im südlichen Gaza-Streifen bei einem Feuergefecht ums Leben gekommen, nachdem sich zwei Palästinenser Zugang zu einem Armeelager verschafft hatten. Die beiden Palästinenser wurden ebenfalls erschossen. Möglich ist, dass mindestens einer der Soldaten durch die Kugeln seiner Kameraden getötet wurde. Augenzeugenberichten zufolge herrschte am Ort des Geschehens ein „heilloses Durcheinander“.

Mit den jüngsten Luftangriffen setzte die israelische Armee zum zweiten Mal seit Beginn der sogenannten Al-Aksa-Intifada F-16-Kampfflugzeuge ein. Der erste Einsatz, bei dem 15 Palästinenser ums Leben kamen, war im In- und Ausland als „unproportional“ kritisiert worden. Bei den jüngsten Bombardierungen wurden mehrere Kommandozentralen des Nationalen Sicherheitsdienstes zerstört, dem – israelischen Berichten zufolge – einer der Angreifer auf das Armeelager angehörte. Zu dem Überfall bekannte sich die in Damaskus ansässige PLO-Gruppe Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP).

In Israel gibt die zunehmende Einheit innerhalb der palästinensischen Parteien hinsichtlich einer Fortsetzung des Kampfes um Gesamtpalästina Anlass zur Sorge. 1993 hatte die von Palästinenserpräsident Jassir Arafat geführte Fatah mit der Osloer Prinzipienerklärung die Zwei-Staaten-Lösung unterschrieben, während die DFLP und die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) überwiegend ihren alten Ideologien treu blieben. Bei der DFLP waren Ansätze eines Umdenkens erkennbar geworden, und Parteichef Naif Hawatme reichte dem damaligen israelischen Präsidenten Chaim Weizman im Verlauf der Beerdigung von Jordaniens König Hussein vor drei Jahren sogar die Hand. Damit geriet die Partei in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon und in Syrien vorrübergehend ins Abseits. In den vergangenen Monaten ist indes nicht nur bei der DFLP von einer Zwei-Staaten-Lösung nichts mehr zu vernehmen, sondern auch innerhalb der Fatah fordern immer mehr zu einer Rückkehr zum Kampf um alles auf.

Problematisch für die israelischen Sicherheitskräfte ist indes nicht nur die inner-palästinensische „Harmonie“ sondern eine Zusammenarbeit der PLO-Gruppen mit nichtpalästinensischen Widerstandsbewegungen im Ausland, allen voran der libanesischen Hisbullah, die nicht nur über umfangreiches Rüstungsmaterial verfügt, sondern auch über das entsprechende Know-how, Sprengstoff und Bombenkonstruktionen. Im palästinensischen Autonomiegebiet haben die israelischen Militärs relative Handlungsfreiheit und die stille Zustimmung der USA.

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