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Anschlagsserie erschüttert Israel

Bei drei Attentaten kommen insgesamt sieben Menschen ums Leben. Die Regierung macht die palästinensische Führung verantwortlich. Aus Vergeltung greift die Luftwaffe Ziele im Westjordanland an. Das Treffen Arafat/Peres bleibt weiter offen

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Drei Anschläge an einem Tag haben gestern insgesamt sieben Tote, darunter zwei Attentäter, und über 70 Verletzte gefordert. Die Regierung in Jerusalem machte die palästinensische Führung für die Anschläge verantwortlich. Hubschrauber der israelischen Luftwaffe griffen am Mittag die Kommandozentralen palästinensischer Sicherheitskräfte in Ramallah an. Zwei Gebäude wurden dabei zerstört. Zum ersten Mal seit Beginn der Intifada wurde auch Jericho aus der Luft angegriffen. Menschen kamen in beiden Fällen nicht zu Schaden.

Am frühen Morgen überfielen Palästinenser einen Minibus, der durch das Jordantal in Richtung einer jüdischen Siedlung unweit von Jericho fuhr. Der Fahrer und eine 24-jährige Erzieherin starben im Kugelfeuer. Drei weitere Menschen wurden verletzt. Augenzeugen zufolge wurde der Minibus von einem Pkw mit palästinensischem Nummernschild eingeholt und mit mehreren Maschinengewehrsalven beschossen. Der islamistische Dschihad bekannte sich zu der Tat.

Unklarheit bestand bis zum Nachmittag über die Hintermänner des Bombenattentates in der nordisraelischen Mittelmeerstand Naharia. Der militärische Arm der Hamas, As a-din al Kassam, hatte sich kurze Zeit nach der Explosion zu dem Attentat bekannt. „Es ist an der Zeit, dass der zionistische Feind aus dem Herzen palästinensischen Landes verschwindet“, kommentierte Abd-el Asis Rantisi, politischer Führer der Hamas im Gaza-Streifen, am Mittag das Attentat. Gleichzeitig berichtete der libanesische Fernsehkanal der Hisbollah, dass es sich bei dem Attentäter um einen Palästinenser aus dem Flüchtlingslager Ein Hilwe im Libanon handele. Der Anschlag ereignete sich auf einem Bahnsteig. Der Täter hielt sich in einem Kiosk auf und zündete den Sprengstoff, den er in einer Tasche bei sich trug, kurz nachdem der Zug eingefahren war und die Passagiere ausstiegen. Bei der Explosion starben außer dem Attentäter drei Menschen.

Der dritte Terroranschlag ereignete sich an einer Bushaltestelle auf der Autobahn Tel Aviv–Haifa. Ersten polizeilichen Untersuchungen zufolge plante der Attentäter, der in einem Wagen mit großer Sprengstoffmenge und mehreren Mörsergranaten saß, offenbar einen Anschlag im Zentrum der Stadt Netanja. Möglicherweise zündete er den Sprengstoff vorzeitig, da er fürchtete, von der Polizei erkannt worden zu sein. Bei der Explosion starb der Attentäter. Drei Israelis wurden überwiegend leicht verletzt.

Israels Premier Scharon berief am Nachmittag das Sicherheitskabinett ein. Die Sitzung war seit Ende vergangener Woche geplant, um die von Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliesar angekündigte Errichtung eines Sicherheitsstreifens zwischen Israel und dem Palästinensergebiet zu besprechen. Angesichts der jüngsten Anschläge berieten die Minister zudem über weitere Antiterrormaßnahmen.

Minister Dani Naweh (Likud) appellierte unterdessen an Außenminister Schimon Peres, das bevorstehende Treffen mit Arafat auszusetzen. „Das Werben um den Vampir muss ein Ende haben“, meinte Nawe. Mit ungewöhnlicher Schärfe griff auch Oppositionsführer Jossi Sarid von der linken Meretz den Palästinenserpräsidenten an. Solange er nicht seine „Hand auf die Verbrecher“ lege, seien alle Gespräche nutzlos. Umgekehrt hatte der palästinensische Planungsminister Nabil Shaat erklärt, dass die Palästinenser einem Treffen nur zustimmen würden, wenn Peres ein klares Mandat für politische Entscheidungen bekäme. Der israelische Außenminister wollte wiederum „von Vorbedingungen nichts hören“.

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