: Aufruf zur Besonnenheit
■ Muslime in Hamburg befürchten Diskriminierung und Übergriffe
Bei den Hamburger Muslimen wächst nach den Terroranschlägen in den USA die Angst vor Diskriminierung und Übergriffen. „Viele unserer Gemeindemitglieder betrachten die Lage mit Sorge und fürchten zunehmende Anfeindungen verbaler und tätlicher Art“, sagt die geistliche Leiterin der muslimischen Gemeinde, Halima Krausen.
Die Ausländerbeauftragte Ursula Neumann appelliert an die HamburgerInnen, sich als „verständige Weltbürger“ zu verhalten: „Ich fordere alle Einwohner auf, allen Minderheiten mit Besonnenheit gegenüberzutreten“. In Hamburg leben zwischen 150.000 und 200.000 Muslime.
Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, der Hamburger Professor Hakki Keskin, sagt, einige Kommentatoren würden in diesen Tagen zu sehr verallgemeinern und immer wieder den Islam in einem Atemzug mit Terror nennen: „Es besteht die Gefahr, dass die Menschen das langfristig miteinander assoziieren und alle Muslime als potenzielle Terroristen angesehen werden.“
Täglich erhärtet sich der Verdacht, dass die Anschläge von Ossama Bin Laden gesteuert wurden, einem islamischen Fundamentalis-ten, der in Afghanistan im Untergrund lebt. Bei den dort herrschenden Taliban handele es sich um eine „extreme, primitive Gruppe“, die mit dem Islam nichts zu tun habe, so Keskin: „Das sagen auch viele islamische Gelehrte.“
Auch Azgarkhil Mangel, Vorstandsvorsitzender der afghanischen Gemeinschaft, fürchtet, dass Korangläubige als Terroristen stigmatisiert werden könnten. Er betont, dass AfghanInnen in Hamburg die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe stellen. Über 18.000 Flüchtlinge aus dem zentralasiatischen Land leben in der Hansestadt – friedlich und integriert. „Wir verurteilen stark jede terroristische Aktion“, stellt Mangal klar.
„Wir müssen jetzt zusammen mit der Weltgemeinschaft die Stimme gegen Terroristen und Fundamentalisten erheben.“ Er warnt aber vor Vergeltungsschlägen auf Afghanistan: „Das Land ist in die Hände von Fundamentalisten gefallen. Unter Anschlägen zu leiden hätte aber die Bevölkerung in den Dörfern, die mit diesen nichts zu tun hat.“ Die AfghanInnen, die in Deutschland Schutz gefunden hätten, seien in der Pflicht, „für Frieden, Schaffung einer rechtsstaatlichen und demokratischen Struktur in Afghanistan auf der Basis der Menschenrechte einzutreten“.
Elke Spanner
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