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Aroma der Gerechtigkeit

■ Ob Kaffee, Schokolade, Müsliriegel: „Fair gehandelte“ Lebensmittel führen immer noch ein Nischendasein / Eine Aktionswoche soll die Bremer zum Umndenken animieren

Ja, auch das gibt es: Torwandschießen mit fair gehandelten Fußbällen, zu erleben am kommenden Samstag beim „Inter-regionalen Erntefest“ auf dem Mecklenburger Platz. Das finden wir alle richtig gut, und deswegen werden am 29. September auch alle, alle Bremer und Bremerinnen ins Viertel pilgern, um endlich mal so richtig politically correct zu kicken.

Natürlich geht es den Veranstaltern der Fairen Woche, die am Samstag zu Ende gehen wird, nicht darum, Bälle zu verhökern. Vielmehr wolle man mehr Konsumenten als bisher fair gehandelte Produkte schmackhaft machen, so Sigrun Haegele vom Bremer Weltladen. Das Ziel sind bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Menschen in den benachteiligten Ländern des Südens, sozial, ökologisch, politisch. In Bremen haben sich daher kirchliche, ökologische und verbraucherpolitische Organisationen zusammengetan und im Rahmen der ersten bundesweiten Fairen Woche ein gehaltvolles Programm zusammengestellt. Inhaltstoffe: Honig, Zucker, Schokolade, Tee, Müsliriegel, vor allem aber Kaffee.

Denn obwohl die aromatischen Bohnen mittlerweile auch in ihrer „fairen“ Variante in vielen Supermärkten zu finden sind – in Weltläden sind sie ohnehin Standard –, ist ihr Marktanteil immer noch winzig Er liegt zurzeit bei etwa einem Prozent, Tendenz sinkend. Schließlich bekommt man Kaffee derzeit zum Teil schon für weniger als sechs Mark das Pfund; zwei Drittel des Angebots landen als Sonderangebot im Einkaufswagen. Ein Pfund Kaffee mit dem TransFair-Siegel kostet dagegen mindestens das Doppelte.

Gabriel Ulomi, Manager einer Kaffeekooperative im afrikanischen Tanzania, wird heute gleich zwei Mal nacheinander erläutern, warum der höhere Preis eine lohnenswerte Investition ist (17 Uhr Bürgerhaus Vegesack, 20 Uhr DGB-Haus am Bahnhofsplatz): Angesichts ins Bodenlose gestürzter Weltmarkt-Kaffeepreise sind Ulomi zufolge gerechte Mindes-teinkaufspreise überlebensnotwendig. Nachdem beispielsweise Arabica-Kaffee seit 1997 auf ein Fünftel seines Werts gesunken ist, bekommen die Produzenten für hundert amerikanische Pfund nur noch 50 US-Dollar. Der faire Handel garantiert 126 Dollar für die gleiche Menge.

Mindesteinkaufspreise gäben den Genossenschaften mehr Planungssicherheit; mit den höheren Einnahmen könnten überdies Infrastrukturprojekte finanziert werden. Ulomi, dessen Kaffeekooperative am Kilimanjaro bisher nur den geringeren Teil der Produktion „fair“ handeln kann, setzt außerdem auf die Werbewirkung der Kaffeemarken mit dem vollen Aroma der Gerechtigkeit: Schließlich stehe auf den Tüten der Großen niemals drauf, woher genau der Inhalt stamme.

Also, Bremerinnen, Bremer, tut Gutes! Der Kaffee schmeckt, die passende Vollmilch-Schokolade zur Fairen Woche (Kakao: 40 Prozent mindestens) ebenfalls. Um persönliche Tests zu ermöglichen, lädt der Bremer Weltladen täglich von 11 bis 18 Uhr zur „Probierwoche“ ein – natürlich nicht nur in Sachen Kaffee.

Neben Informationsveranstaltungen in Bremen Nord (Fußgängerzone) und in verschiedenen Einkaufszentren stehen auch noch weitere Diskussionen und Vorträge auf dem Programm – so etwa am Donnerstag um 20 Uhr im Weltladen. Thema: Politische Forderungen der ProduzentInnen im Fairen Handel. Am kommenden Samstag beginnt um 10 Uhr im Eine-Welt-Laden der evangelischen Gemeinde in Gröpelingen (Lindenhofstraße 18) ein Frühstück mit Gröpelinger Prominenz, Kaffee-Blindtest inklusive. Ab 9.30 Uhr dann: Das große Abschlussfest auf dem Mecklenburger Platz.

Anlässlich der Fairen Woche hat die Verbraucherzentrale einen Einkaufsführer für fair gehandelte Lebensmittel in Bremen und Bremerhaven zusammengestellt. Die Liste gibt's kostenlos in der Verbraucherzentrale, Altenweg 4 in Bremen und Hafenstraße 117 in Bremerhaven.

Milko Haase

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