: Wechselnde Mehrheiten
In den Bezirken sind alle Varianten von Bündnissen zu erwarten ■ Von Gernot Knödler
Während sich der Pulverdampf der Wahl allmählich verzieht, zeichnen sich die künftigen Bündnisse und Absprachen in den Bezirksversammlungen ab. Von Rot-Grün bis Schwarz-Schill, bei wechselnden Mehrheiten, in enger Zusammenarbeit bis hin zu festen Koalitionen könnten diesmal alle Varianten vertreten sein.
Aufatmen dürften viele im alternativ geprägten Altona, hat doch die Mehrheitsbeschafferin FDP entschieden, keine Koalition einzugehen. „Das schließt Gespräche nicht aus“, sagt die Fraktionsvorsitzende Marina Todtenhaupt, eine Rechtsanwältin. Die Politik in Altona wird also von wechselnden Mehrheiten bestimmt werden.
Nicht dabei sein wird der bisherige SPD-Fraktionschef Horst Emmel. Weil der Verdacht aufkam, er habe sich auf Kosten seiner hauptamtlichen Geschäftsführertätigkeit bei der staatlich alimentierten Agma-Zeitbühne politisch engagiert, wurde Emmel nicht mehr für den Vorsitz nominiert. Am Samstag wurde er durch den 36jährigen Verwaltungswirt Thomas Adrian aus Osdorf abgelöst. Der Kreisvorsitzende Hans-Christoff Dees ist ebenfalls ein Mittdreißiger.
In Bergedorf wird die Bezirksversammlung wohl weiterhin mit wechselnden Mehrheiten arbeiten, nur dass sich im Zweifel nicht mehr Rot-Grün durchsetzen könnte sondern Schwarz-Schill. Der am Donnerstag wiedergewählte CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Reichelt sagt, seine Partei werde „mit ziemlicher Sicherheit eine Zusammenarbeit mit der Schill-Partei anstreben“ – allerdings keine Koalition sondern eine „Zusammenarbeit in Sachfragen“, wie Reichelt formulierte.
In Wandsbek und Harburg, wo der Rechtsblock die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigte, wird es wahrscheinlich zu Rechts-Koalitionen kommen. Die CDU in Wandsbek will in der kommenden Woche Koalitionsverhandlungen mit der Schill-Partei aufnehmen. Wechselnde Mehrheiten zeichneten sich nicht ab, sagt die alte und neue stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karin Timmermann. Neuer Fraktionsvorsitzender ist Karl Schwinke.
In Harburg laufen bereits Sondierungsgespräche zwischen CDU und Schill für eine Koalition. Über die Präferenz der Harburger CDU gibt es nach Darstellung des Kreisvorsitzenden Ralf-Dieter Fischer keinen Zweifel.
In Nord und Eimsbüttel könnte es rot-grüne Koalitionen geben. In beiden Bezirken versucht die CDU jedoch das Modell wechselnder Mehrheiten ins Gespräch zu bringen. Am besten dürften die Chancen für eine Neuauflage von Rot-Grün in Nord stehen, wo beide Partner mit ihrer Zusammenarbeit zufrieden sind. Die Eimsbütteler GAL, in der Vergangenheit heillos zerstritten, wählte sich Oberrealo Till Steffen zum neuen Fraktionschef.
In Mitte steht die GAL nach Aussage des Abgeordneten Claudius Lieven für eine rot-grüne Koalition bereit. Die SPD muss sich noch entscheiden.
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