: Sicherheit ohne Gebühr
Die Polizei ist mit nochmals 2.000 zusätzlichen Beamten im Einsatz, zum Teil mit Gratis-Handys ausgestattet. Innensenator fürchtet emotionalisierbare Islamisten
Die Sicherheitslage in der Hauptstadt hat auch am Tag zwei nach den US-Angriffen auf Afghanistan den Wahlkampf beherrscht. Während die Grünen vor Aktionismus warnten, wollte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) Selbstmordattentate in Berlin als Reaktion auf die Bombardierungen nicht ausschließen.
Zwar zählten die islamistischen Gruppen in der Stadt nicht zu denen, die Selbstmordattentate unterstützten, so Körting. Er könne aber nicht ausschließen, dass sich „fanatisierte Einzeltäter“ als Märtyrer hervortun wollten, sollte es viele Opfer unter der afghanischen Zivilbevölkerung geben. Gewalttätig könnten dann auch die Anhänger der Hisbollah und der Hamas werden. Diese islamistischen Gruppen hätten in Berlin bisher zwar keine Gewalt ausgeübt, seien aber als „emotionalisierbar“ einzuschätzen.
Die vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) angekündigten Straßenkontrollen gab es indes gestern noch nicht. Nach Informationen des Tagesspiegels sollen sie erst dann eingerichtet werden, wenn sich die US-Angriffe zu „größeren Kriegshandlungen“ ausweiten. An „taktisch günstigen“ Orten in und um Berlin werde die Polizei dann wie in den 70er-Jahren zur Fahndung nach Terroristen der Rote Armee Fraktion schwer bewaffnete Kontrollstellen einrichten, an denen sich alle Personen Identitäts- und Taschenkontrollen unterziehen müssen.
Polizei und Bundesgrenzschutz patrouillierten weiterhin vor besonders gefährdeten Gebäuden, bestätigte ein Polizeisprecher. Unter scharfem Polizeischutz stehen vor allem amerikanische und britische Botschaft sowie israelische, jüdische und palästinensische Einrichtungen. Sie sind zum Teil zusätzlich mit Stacheldraht gesichert worden. Außerdem ist die Polizeipräsenz in Berlin um rund 1.600 Beamte und 200 Angehörige des Bundesgrenzschutzes verstärkt.
Ihren Teil zur besseren Sicherheit in Berlin haben gestern auch die Firmen T-Mobile und BlueTel zugesteuert. Sie stellten der Polizei 30 Handys mit 24-monatiger Grundgebührenbefreiung zur Verfügung. DPA/ADN/DDP
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