: Nato-Flotte hilft den USA aus
Nato sendet auf Wunsch der USA Flottenverband ins Ostmittelmeer. Deutsche Marine ist beteiligt. Taliban verhaften Franzosen. Anti-USA-Demos auf den Philippinen, im Irak und in Indonesien
BERLIN dpa/ap/rtr ■ Die Nato hat der Bitte der USA nach weiterer militärischer Hilfe für den Kampf gegen den Terrorismus entsprochen. Der Nato-Rat beschloss gestern, den ständigen Flottenverband des Bündnisses im Mittelmeer weiter in Richtung Osten zu schicken. An dem Verband ist auch die deutsche Marine beteiligt. Das Verteidigungsministerium in Berlin teilte mit, die Nato-Schiffe übernähmen Aufgaben der für den Afghanistan-Einsatz abgezogenen US-Flottenverbände.
Einem Pressebericht zufolge sollen am Wochenende zusätzliche US-Bodentruppen nach Vorder- und Zentralasien verlegt werden. Zunächst sollten 1.000 Gebirgsjäger die schon in Usbekistan stationierten 1.000 US-Soldaten verstärken. Weitere Soldaten würden aus Bosnien und Kosovo abgezogen. Dies sei jedoch nicht als Auftakt einer groß angelegten Bodenoffensive zu verstehen, zitierte die Washington Post Kreise im Pentagon.
Unterdessen haben die Taliban in Ostafghanistan einen als Frau verkleideten französischen Journalisten aufgegriffen. Er sei in das afghanische Frauengewand Burka gehüllt gewesen, so die in Pakistan ansässige afghanische Agentur AIP. Er befand sich in Begleitung zweier Einheimischer, die ebenfalls festgenommen wurden.
Antiamerikanische Proteste gab es gestern an mehreren Orten der islamischen Welt. Über 10.000 Muslime haben in der südphilippinischen Stadt Marawi gegen die Militärschläge demonstriert. Die größte Muslimrebellen-Organisation, die Moro-Islamische Befreiungsfront (Milf), warnte vor einem „Massenmord“ an Afghanen. Durch die Angriffe sympathisierten immer mehr philippinische Muslime mit Bin Laden, so Milf-Vizechef Murad Ibrahim.
Auch in Bagdad protestierten zehntausende Iraker gegen die Angriffe auf Afghanistan. Der arabische TV-Sender al-Dschasira berichtet, die Demo sei nach Äußerungen der US-Regierung organisiert worden, wonach die Angriffe sich nicht auf Afghanistan beschränken würden. Der Irak befürchtet, erneut zu einem Ziel zu werden.
In Indonesiens Hauptstadt Jakarta hat die Polizei Wasserwerfer und Tränengas gegen rund 400 Muslime eingesetzt, die vor der zurzeit geschlossenen US-Botschaft protestierten. Die Polizisten wollten die Demo auflösen, nachdem die Menge an der Absperrung um die Botschaft gerüttelt hatte.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, hat die USA gestern vor einer Ausweitung der Angriffe auf andere Länder gewarnt. „Jeder Militärschlag gegen ein arabisches Land wird schwere Konsequenzen nach sich ziehen und als Aggression gegen arabische Staaten betrachtet.“ Heute will sich die Islamische Konferenz mit der aktuellen Situation befassen.
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