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Tony Blair: Al-Qaida bekennt sich zu Anschlägen

Britischer Premier wertet Videoerklärung als Eingeständnis. Nichts spreche für Beteiligung des Irak. Bald neue Phase des Kriegs gegen Taliban

BERLIN taz ■ Die Drohung der al-Qaida, neue Anschläge mit entführten Flugzeugen zu organisieren, hat der britische Premierminister Tony Blair als Eingeständnis der Terrororganisation bewertet, an den Anschlägen auf New York und Washington beteiligt gewesen zu sein. „Ich hoffe, dass damit auch die letzten Zweifel an der Richtigkeit unserer Militäraktion ausgeräumt worden sind“, sagte Blair bei einem Besuch britischer Truppen in Oman. Die Erklärung macht nach Ansicht Blairs deutlich, dass Bin Laden weiterhin bereit sei, unschuldige Menschen zu töten.

Al-Qaida-Sprecher Suleiman Abu Gheith hatte zuvor in einem vom Fernsehsender al-Dschasira ausgestrahlten Video alle Muslime weltweit zum heiligen Krieg gegen die USA aufgerufen und die Anschläge vom 11. September begrüßt.

Auch der Taliban-Botschafter in Pakistan, Mullah Abdul Salam Saif, drohte erneut den USA: „Amerika wird nicht sicher sein, wenn es die Militärschläge fortsetzt“, sagte Saif gestern in Islamabad. Die USA und ihre Verbündeten sollten ihre Hoffnung aufgeben, den Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar oder den mutmaßlichen Terroristendrahtzieher Ussama Bin Laden zu fangen oder zu töten, sagte Saif weiter. „Sie sind am Leben, und es geht ihnen gut.“

Die Taliban-Regierung erklärte außerdem, Bin Laden habe jetzt wieder freie Hand. Mit dem Beginn der amerikanischen Angriffe seien die Beschränkungen nicht länger in Kraft, sagte ein Sprecher des Regimes.

In der Nacht zum Mittwoch hatte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor der Presse im Pentagon erklärt, die meisten Flugplätze der Taliban seien unbrauchbar gemacht worden. Die Flugabwehr sei kaum mehr einsatzfähig. Die Taliban behaupten dagegen, ihre Abwehrstellungen seien weiterhin intakt. Trotz der Luftangriffe sei es den USA zudem bislang nicht gelungen, gegen die Taliban an Boden zu gewinnen.

Während die US-Streitkräfte ihre Luftangriffe am vierten Tag in Folge fortsetzten, gingen die Spekulationen über die nächste Phase des Krieges weiter. Nach Angaben der New York Times planen die USA nach Ausschaltung der afghanischen Luftabwehr den Einsatz tief fliegender Kampfhubschrauber über Afghanistan. Wann diese Einsätze beginnen sollen, ist nach Angaben der Zeitung aber noch offen.

Zwischen der britischen und der amerikanischen Regierung scheint sich unterdessen ein Konflikt über die künftigen militärischen Planungen anzubahnen. Während US-Diplomaten bei den Vereinten Nationen Anfang der Woche erklärt hatten, der Krieg könne auch auf andere Staaten ausgeweitet werden, und am Dienstag dem Irak offen gedroht hatte, hat der britische Premierminister Blair gestern betont, dass es keine Hinweise auf eine Beteiligung des Irak an den Anschlägen vom 11. September gebe. „Wir haben keine Hinweise auf Verbindungen der irakischen Regierung zu den Ereignissen vom 11. Sepember“, sagte Blair. Es werde kein Land angegriffen, wenn es keine „absolut sicheren Hinwiese“ auf eine Beteiligung am Terrorismus gebe.

ERIC CHAUVISTRÉ

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