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Unglückliche Paarbildungen

Die Rubriken reichen nicht mehr: Das Lesbenfilmfest im Kino Arsenal zeigt stimmungsvolle Filme über traurige Menschen, die tun, was nicht gut für sie ist, und lassen, was gut für sie sein könnte

von CRISTINA NORD

Es beginnt mit einem Tanz. Zwei Mädchen wirbeln umeinander herum, umarmen sich, in einem Kinderzimmer, wild, ausgelassen. Während die Tonspur fortläuft, gleitet die Sequenz in einen anderen Raum: Acht, vielleicht neun Jahre sind vergangen, aus den tanzenden Mädchen sind zwei junge Frauen geworden. Gemeinsam mit anderen Schülern studieren sie ein Theaterstück ein. Die Aufführung wird einen Einschnitt markieren, sie wird der ersten großen Verletzung zwischen Louise (Pascale Bussières) und Nathalie (Émmanuelle Béart) eine Bühne geben.

„La Répétition“, eine französisch-kanadische Koproduktion unter der Regie von Catherine Corsini, ist der Abschlussfilm und einer der Höhepunkte des diesjährigen Lesbenfilmfestivals. Es ist ein trauriger Film, der seine Spannung aus der zerstörerischen Beziehung seiner Protagonistinnen gewinnt, eine Studie darüber, warum Menschen tun, was nicht gut für sie ist, und lassen, was gut für sie sein könnte. Mit vielen anderen Produktionen, die in den letzten Jahren unter der Rubrik „schwul“ oder „lesbisch“ einsortiert wurden und auf den entsprechenden Festivals liefen, hat „La Répétition“ wenig zu tun, insofern sich der Film weder dem Telos glücklicher Paarbildung noch dem des erfolgreichen Empowerments verschreibt. Darin ist er anderen Filmen verwandt, etwa Lisa Cholodenkos „High Art“, mit dem das Festival vor drei Jahren eröffnete. Dass es nicht reicht, die Welt anhand der Dichotomie homosexuell vs. heterosexuell zu scheiden, tritt dabei zutage.

Wie in den Vorjahren sind auch diesmal viele Filme vertreten, die mit niedrigen Budgets kämpfen. Wenn Produktionen wie „Desi’s Looking For A New Girl“, eine Komödie aus der Chicano-Community San Franciscos, mehrere Jahre brauchen, um fertig gestellt zu werden, weil der Produzentin immer wieder das Geld ausgeht, nimmt es nicht wunder, dass sich viele Regisseurinnen gleich auf den Kurzfilm verlegen. Davon gibt es wie bei jedem Lesbenfilmfestival reichlich: Während sich manche Arbeiten, „Passengers“, „Health Status Survey“ oder „Wilma's Sacrifice“ in überdeterminierte Bilder einspinnen, gelingt es anderen, ihre Geschichte in wenigen Minuten zu entwickeln und in stimmungsvolle Bilder zu kleiden. „Entrevue“ von Marie-Pierre Huster, der am Samstag abend in der Programmschiene „Cherchez la femme“ gezeigt wird, schafft dies, indem er die Fantasie der Protagonistin in deren Wirklichkeit einbrechen lässt. Im Fall von „Desi's Looking For A New Girl“ übrigens verhielt es sich genau umgekehrt: Da brach die Wirklichkeit in die Fiktion ein, insofern die Hauptdarstellerin, die bezaubernde Desi del Valle, sich gerne die Haare hätte wachsen lassen. Die Produzentin musste sie immer wieder zum Friseurbesuch überreden.

bis 14.10. im Arsenal am Potsdamer Platz, Programm unter www.lesbenfilmfestival.de

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