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Bei Mehdorn bleibt die Küche kalt

Bahnhofsmission wehrt sich gegen das angekündigte Verbot, in Bahnhöfen Essen zu verteilen. Der Ort sei wichtig, um Obdachlose zu erreichen. Auch die Heilsarmee verteilt dort derzeit monatlich 3.500 warme Essen, bei steigendem Bedarf

von HEIKE KLEFFNER

Bei den Bahnhofsmissionen am Zoo und am Ostbahnhof wird es auch weiterhin etwas zu essen geben. „Wir werden nicht wegen eines Interviews von Bahnchef Hartmut Mehdorn die Essensausgabe einstellen“, sagte gestern Helga Fritz von der Bahnhofsmission am Zoo. Mehdorn hatte in der Bild am Sonntag die von evangelischen und katholischen Wohlfahrtsvereinen gemeinsam getragenen Bahnhofsmissionen aufgefordert, die Ausgabe von Essen an Obdachlose einzustellen. Das Ziel: Bahnhöfe zu No-go-Areas für Obdachlose und Junkies zu machen.

Von Suppenküchen mit warmen Mahlzeiten kann allerdings sowohl am Zoo als auch am Ostbahnhof schon lange nicht mehr die Rede sein. „Wir geben viermal am Tag so genannte Verpflegungsrationen mit Getränken aus“, berichtet Helga Fritz. Rund 100.000 dieser Päckchen wurden im letzten Jahr an Hilfesuchende verteilt. „Das Essen ist wichtig, um die Betroffenen über die anderen Angebote wie Schlafplätze oder Therapiemöglichkeiten zu informieren“, so Fritz. Täglich kommen bis zu 400 Menschen in die beiden Einrichtungen am Zoo und am Ostbahnhof – neben gestrandeten Reisenden auf der Suche nach verlorenem Gepäck oder Auskünften vor allem Obdachlose, Drogenabhängige, Straßenkinder und junge Prostituierte. Fritz wehrt sich auch gegen die Unterstellung, das Essen zöge die von der Bahn ungeliebte Klientel erst an. „Es ist ein Bedarf dafür da“, sagt sie. „Und selbst wenn wir kein Essen mehr ausgeben würden, wären wir weiterhin Anlaufstelle für sozial Ausgegrenzte.“

Auch bei der Heilsarmee in Berlin, die mit einer mobilen Suppenküche jeweils donnerstags und freitags für einige Stunden am Ostbahnhof und am Zoo warmes Essen verteilt, stoßen die Forderungen Mehdorns auf scharfe Kritik. „Schließlich muss es darum gehen, die Hilfsbedürftigen an den Orten abzuholen, wo sie sind“, sagt Sprecher Andreas Bartel. Die mobile Suppenküche verteile monatlich rund 3.500 Essen – Tendenz steigend. „Wir können den Bedarf kaum noch decken und sind dringend auf Spenden angewiesen.“ Trotzdem hatte das Bahnhofsmanagement im Ostbahnhof schon im Frühjahr dieses Jahres versucht, die mobile Suppenküche ganz aus der Umgebung des Bahnofs zu vertreiben. „Erst nach zähem Hin und Her konnten wir durchsetzen, dass wir jetzt in einer Stichstraße am Hinterausgang stehen dürfen“, sagt Bartel.

Sabine Werth, Vorsitzende des Vereins „Berliner Tafel“, der unter anderem auch die Bahnhofsmissionen mit Essenspenden versorgt, meint, dass sich Obdachlose und andere bei der Bahn unerwünschte Randgruppen unabhängig von Essensangeboten auch weiterhin im Bahnhofsbereichen aufhalten werden. „Wo Touristen und Reisende sind, wird es auch Prostituierte und Bettler geben“, sagt Werth und fügt ironisch hinzu: „Mehdorn könnte das Problem natürlich lösen, indem alle Reisenden aus den Bahnhöfen ausgeperrt werden.“

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