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Er suchte Nähe, nicht Sex

Landgericht verurteilt Sophias und Biankas Entführer zu fünf Jahren Haft

Der Entführer der damals neunjährigen Sophia aus Marzahn ist gestern vom Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Zugleich wurde die Unterbringung des 36-Jährigen im Maßregelvollzug für psychisch kranke Straftäter angeordnet. Der gelernte Schlosser wurde der Freiheitsberaubung, Kindesentziehung, sexuellen Nötigung und des sexuellen Missbrauchs in mehreren Fällen schuldig gesprochen.

In nicht öffentlicher Sitzung hatte der Angeklagte gestanden, am 4. Januar dieses Jahres Sophia in seine Hellersdorfer Wohnung entführt und dort bis zum 8. Januar mehrfach missbraucht zu haben. Ferner gab er zu, sich bereits im Juni 1997 an der damals zehnjährigen Bianka vergangen zu haben, die er 24 Stunden festhielt. Der Angeklagte habe zweifelsfrei zwei schwere Straftaten begangen, hieß es in der Urteilsbegründung. Sophias Misshandlungen würden jedoch „im unteren Bereich“ liegen.

Abgesehen von den sexuellen Misshandlungen habe er das Mädchen nicht schlecht behandelt. Er habe sich fürsorglich um sie gekümmert, sie bekocht und mit ihr gespielt, aber nicht gequält. „Sophia entwickelte durchaus positive Gefühle für den Angeklagten“, so die Richterin. Als Motiv der Taten sah das Gericht den unerfüllten Wunsch des Angeklagten nach einer harmonischen Partnerschaft an. In beiden Fällen waren zuvor Beziehungen zu jüngeren Frauen gescheitert. Daraufhin habe der Angeklagte beschlossen, sich ein Mädchen zu holen. Dem Gericht zufolge ging es dem 36-Jährigen in erster Linie um Nähe und nicht um Sex. DDP

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