■ Moneta
: Flieger im Bauch

Es gibt Leute, die es für unangemessen halten, in Anbetracht der aktuellen politischen Ereignisse überhaupt über „Kapitalvermehrung“ nachzudenken. Auch mir fällt es in diesen Tagen schwer, meinen Job zu machen. Sei es in der Beratung oder hier, wo ich über das Börsengeschehen schreiben soll. Aber das Leben geht weiter und die Weltwirtschaft hält nicht den Atem an. Und meine Aufgabe ist es nicht, darüber zu urteilen, inwieweit eine ungerechte Weltwirtschaftsordnung oder religiöser Fanatismus ursächlich für die Geschehnisse vom 11. September sind. Ich maße mir nicht an, das zu entscheiden. Dass niemandem dadurch geholfen ist, wenn wir in Depression verfallen oder unser Geld unters Kopfkissen legen – davon bin ich überzeugt.

Wir alle sind aktive Mitglieder des kapitalistischen Systems. Ob es uns passt oder nicht. Wer sein Geld in Bundesschatzbriefen anlegt, finanziert Panzer für die Türkei. Selbst Sparbücher und Lebensversicherungen sind größtenteils nichts anderes als über Umwege geleitete Leihgaben an den Staat. Nur durch gezielte Projektunterstützung, sei es durch das Verleihen von Geldmitteln, sei es durch den Erwerb von (Öko-) Aktien, können wir ein kleines bisschen Einfluss nehmen. „Heutige Bedürfnisse befriedigen, ohne künftigen Generationen die Möglichkeit zu nehmen, ihrerseits ihre Bedürfnisse zu befriedigen“ – sollte für jedes verantwortungsbewusste Investment gelten. Moraltriefend den Zeigefinger zu heben gegen alle, die sich um ihre finanzielle Zukunft Gedanken machen, kann nicht konstruktiv sein.

Einzustimmen in das Heer derer, die Ihnen jetzt zum Umschichten in vermeintlich sichere Anlagen raten, hätte weder etwas mit Herz noch mit Verstand zu tun. Es wäre aber der Weg des geringsten Widerstandes.

Susanne Kazemieh

Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Schrammsweg 15, 20249 HH, Tel.: 4607 3337, eMail: Info@FrauenFinanzGruppe.dewww.frauenfinanzgruppe.de