: Teure Scherze
„Trittbrettfahrern“ von Milzbrand-Alarm drohen in USA und Deutschland Schadensersatzpflicht und lange Haft
WASHINGTON/MAINZ ap/dpa ■ Nach zunehmenden Fällen von falschem Milzbrand-Alarm droht US-Justizminister John Ashcroft „Trittbrettfahrern“ mit einer Anklage vor einem Bundesgericht. Solche „grotesken Verbrechen“ überforderten die Ressourcen des ohnehin bis an die Grenzen belasteten Justizsystems und kosteten Wirtschaft und Steuerzahler Millionenbeträge. Von der Bundespolizei FBI wurden in der letzten Zeit über 2.300 Fälle im Zusammenhang mit Milzbrand registriert, von denen sich die weitaus meisten als falscher Alarm herausstellten.
Einem ersten Angeklagten aus Connecticut drohen im Höchstfall 5 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 3 Millionen Dollar. Der Angestellten der staatlichen Umweltbehörde hatte durch einen falschen Alarm dafür gesorgt, dass die Dienststelle mit 800 Mitarbeitern für zwei Tage evakuiert wurde. Die Aktion kostete rund 1,5 Millionen Dollar.
Trittbrettfahrer sollen auch in Deutschland konsequent verfolgt und zur Kasse gebeten werden. Hier liegt die Höchstrafe bei drei Jahren Gefängnis, die finanziellen Forderungen sind 30 Jahre lang vollstreckbar. Privatunternehmen wie die Deutsche Post AG sind nicht gewillt, auf den Kosten für Überstunden sitzen zu bleiben, weil wegen angeblicher Milzbrandbriefe einzelne Verteilzentren evakuiert werden mussten. „Von einem erwischten Täter würden wir uns unser Geld auf jeden Fall zurückholen“, sagt eine Postsprecherin in Bonn. Bislang sei der Post AG nach einer vorläufigen Rechnung bundesweit ein Schaden von rund 300.000 Mark entstanden.
Kommunen können Rechnungen für Feuerwehrleute, Sanitätspersonal und Katastrophenschutz aufmachen. Allerdings sind die Täter häufig Männer die sozial am Rande stehen und starke persönlichen Probleme habe. Bei ihnen ist wenig zu holen.
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