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Postsortierer schwebt in Lebensgefahr

Ein Angestellter der Briefsortierstelle des US-Kongresses ist lebensgefährlich an Lungenmilzbrand erkrankt. Neue Erkrankung im US-Staat New Jersey. Der US-Kongress nimmt Arbeit wieder auf. Anthrax auf den Bahamas aufgetaucht

WASHINGTON/NASSAU rtr/ap/afp ■ In den USA ist ein mit dem Lungenmilzbranderreger infizierter Mann lebensbedrohlich erkrankt. Die Ärzte teilten gestern mit, sie kämpften um das Leben des Postsortierers, der am Freitag mit grippeähnlichen Symptomen in die Klinik eingeliefert worden war. Er habe in der Poststelle Brentwood in Washington gearbeitet, in der die Postsendungen für den US-Senat und das US-Repräsentantenhaus sortiert würden. Dort und in einem Brief an das Büro des Vorsitzenden der demokratischen Mehrheitsfraktion im US-Senat, Tom Daschle, waren Milzbrandsporen gefunden worden. Im US-Bundesstaat Florida war Anfang des Monats bereits ein Mann an Lungenmilzbrand gestorben.

Unterdessen ist offenbar ein weiterer Fall einer Milzbranderkrankung in den USA aufgetreten. Ein Vertreter der US-Gesundheitsbehörde sprach gestern im US-Fernsehsender ABC von insgesamt drei Fällen im US-Bundesstaat New Jersey. Zuvor war lediglich von zwei erkrankten Mitarbeitern einer Poststelle in Hamilton in dem Staat die Rede gewesen. Damit habe sich die Zahl der Erkrankungen auf insgesamt zehn erhöht.

Neben den nun drei Menschen in New Jersey erkrankten bisher vier Menschen in New York, einer in Washington und zwei in Florida an Milzbrand. Die meisten davon weisen aber die weniger gefährliche Form des Hautmilzbrands auf. Etwa 40 Menschen sind bisher in den USA mit dem Erreger in Kontakt gekommen. Davon arbeiteten 28 im US-Senat.

Nach Angaben der Untersuchungsbehörden sind die Milzbranderreger, die bei den Anschlägen in Washington, New York und Florida benutzt wurden, auf einen Stamm zurückzuführen, was auch auf dieselbe Herkunft schließen lasse. Die US-Regierung schließt einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Hinweise auf Bin Laden und seine Organisation al-Qaida als Urheber gibt es jedoch nicht.

Der US-Kongress, der nach den Milzbrandfällen geschlossen wurde, soll heute seinen normalen Parlamentsbetrieb wieder aufnehmen. Die beiden Postämter, in denen der lebensgefährlich Erkrankte arbeitete, wurden gestern jedoch dichtgemacht.

Mehr als 2.000 Angestellte wurden auf Anthrax-Sporen untersucht und vorsorglich mit Antibiotika versorgt. Zahlreiche Beschäftigte äußerten sich wütend darüber, dass man die Gefahr einer Ansteckung bei ihnen nicht früher erkannte und keine Tests durchgeführt wurden. „Ich verstehe nicht, wie sie das Repräsentantenhaus schließen können und das Postamt auflassen, aus dem der Brief kam“, sagte ein Angestellter der Washington Post.

Am Montag gingen in der US-Botschaft in Malaysia und in Ländervertretungen auf Sri Lanka Briefe mit weißem Pulver ein. Auch die australische Botschaft in Malaysia erhielt einen verdächtigen Brief. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.

Außerhalb der USA sind Milzbrandsporen bisher in Kenia und Argentinien nachweislich in Briefen aufgetaucht. Jetzt gibt es aber offenbar auch auf den Bahamas einen mit Anthrax-Erregern verseuchten Brief. Erste Tests seien positiv ausgefallen, sagten die Behörden des Karibikstaates am Sonntag. Das Schreiben wurde gestern in einem Postamt in Nassau entdeckt. es sei mit einer inländischen Briefmarke versehen gewesen. Die Postmitarbeiter bekamen vorsorglich Antibiotika.

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