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Kabul soll zur neutralen Zone werden

US-Luftangriffe auf Afghanistan unterstützen die Nordallianz. Diese darf und will aber nicht die Hauptstadt erobern

BERLIN rtr/dpa/afp/ap/epd ■ Mit der Bombardierung von Stellungen der regierenden Taliban an der Frontlinie zur opositionellen Nordallianz haben die USA gestern Nacht ihre Luftangriffe in Afghanistan fortgesetzt. Die Kampfjets griffen Taliban-Stützpunkte nördlich von Kabul und bei der im Norden des Landes gelegenen Stadt Masar-i-Scharif an. „Unsere Bemühungen aus der Luft dienen ganz klar dazu, diese Truppen (der Nordallianz) am Boden dabei zu unterstützen, dass sie mehr Land erobern können“, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.

Nordallianz-Sprecher Amin sagte im US-Sender PBS, die Allianz werde auf Afghanistans Hauptstadt Kabul vorrücken, sie jedoch nicht erobern. Zunächst müsse die politische Zukunft des Landes geklärt sein. Die Allianz arbeite mit der UNO und der internationalen Gemeinschaft zusammen, fügte er hinzu.

Die Aussage Amins korreliert mit der Forderung von Pakistans Präsident Pervez Muscharraf, Kabul zur neutralen Zone zu erklären, um eine Eroberung durch die Gegner der Taliban zu verhindern. Muscharraf sagte in einem am Montag im libanesischen Fernsehsender Future TV ausgestrahlten Interview, er befürchte Gräueltaten in Kabul, sollte die Nordallianz in das seit über fünf Jahren von den Taliban kontrollierte Kabul einrücken.

Die USA haben eingeräumt, bei ihren Luftangriffen in Afghanistan möglicherweise doch ein Krankenhaus zerbombt zu haben. Diesen Vorwurf hatten die Taliban den USA am Montag gemacht und dabei von einer Zahl von mehr als hundert getöteten Menschen gesprochen. Es gebe „Anzeichen“, dass eine US-Rakete ein falsches Gebäude in der Stadt Herat getroffen habe, so ein Pentagonsprecher gestern.

Nach britischen Angaben haben die USA mit ihren Luftangriffen aber auch neun Lager der muslimischen Extremistengruppe al-Qaida zerstört. Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte gestern, neun Flugplätze und 24 Militärbaracken der in Afghanistan regierenden Taliban seien schwer beschädigt worden. Die Angriffe hätten die Fähigkeit der Taliban geschwächt, der oppositionellen Nordallianz zu widerstehen.

Großbritannien will nach Berichten der BBC rund 1.000 Soldaten zur Unterstützung von US-Bodentruppen nach Afghanistan schicken. Darunter seien etwa 600 Marinesoldaten sowie mehrere hundert Angehörige von Sondereinsatzkommandos.

Das Taliban-Regime hat sich unterdessen mit Pakistan auf den Bau von Auffanglagern in Afghanistan geeinigt, um die Flüchtlingssituation entlang der gemeinsamen Grenze zu entschärfen. So plane eine private pakistanische Wohlfahrtsstiftung, Notunterkünfte 15 Kilometer vom Grenzposten Chaman auf afghanischem Territorium einzurichten, berichteten pakistanische Medien gestern.

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