private theater: Eine Chance für Aschenputtel
Seien wir in der Frage mal hart und ungerecht: Wer würde das Schlosspark-Theater schon vermissen? Heribert Sasse hat dort muffige Donauwalzer im Programm aufgelegt, biederes Sprechtheater gezeigt und kein Publikum gefunden. Seine Ankündigung, die „Theater-Achse Berlin–Prag“ mit jungen Dramatikern wieder aufleben zu lassen, hat er nie eingelöst. Statt dessen hat Sasse die Fördermittel für konventionelle Stückeschreiber ausgegeben. „A saumäßiger Intendatenoa. . .“, würde wohl sein Landsmann, der österreichische Schauspieler Helmut Qualtinger, urteilen.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Adrienne Goehler, die Kultursenatorin, hat es gestern zwar anders gesagt, aber gleichwohl so gemeint, widerspricht doch das Haus in Steglitz allen Regeln notwendiger Theaterreform, die Berlin dringend benötigt. Und mehr noch. Die Vorstellung, das Theater unter seiner derzeitigen Regie fallen zu lassen und es für andere Gruppen wieder zu öffnen, zielt auf den Anspruch, statt finanzieller und künstlerischer Flops Qualität und Innovation zu belohnen.
Das Gutachten der Kulturverwaltung ist ein Signal, wie die Theaterlandschaft aus der aus Mauerzeiten überkommenen Subventionsmentalität herausfinden kann. Und statt radikaler Sparmaßnahmen bei den privaten Bühnen vollzieht es eine sinnvolle Strukturveränderung. In den Genuss der Konzeptförderung kommen neue künstlerische Arbeiten und Ensembles, die auch dem Wunsch des Publikums nach einer jungen, kreativen Szene und deren Experimenten entsprechen. Außerdem gibt es dem Aschenputtel auf den Bühnen, dem modernen Tanz, eine Chance.
Das Gutachten ist zwar nicht Goehlers Kind, schon Stölzl hatte es angeregt. Es trägt aber ihre Handschrift. Und es ist eine Handschrift, die in einem wie auch immer gefärbten Senat heraussticht.
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