: Bahn umweltfreundlicher
Energieverbrauch der Bahn sinkt deutlich – dank besserer Loks, effizienteren Kraftwerken und mehr Auslastung. Die Kehrseite: Manche Strecke wurde eingestellt
BERLIN taz ■ Die Bahn AG wird umweltfreundlicher. Nicht nur der Verbrauch an Energie, auch der Ausstoß an Treibhausgasen und Schadstoffen sank in den vergangenen zehn Jahren zum Teil beträchtlich. Das geht aus dem Umweltbericht hervor, den Technik-Vorstand Karl-Friedrich Rausch gestern in Berlin vorstellte. „Die Fortschritte im ökologischen Bereich sichern der Bahn dauerhaft den Umweltvorsprung gegenüber anderen Verkehrsträgern“, erklärte Rausch.
So sank der Ausstoß an Kohlendioxid seit 1990 um ein Fünftel. Der spezifische Ausstoß, also pro Fahrgast und Kilometer, sank sogar um 24 Prozent. Damit habe die Bahn ihr eigenes Kioto-Ziel, ein Viertel weniger spezifischer Ausstoß, „fünf Jahre vorzeitig“ erfüllt, so Rausch.
Schaut man sich die Zahlen jedoch genauer an, fällt auf, dass die Bahn den größten Teil des Fortschritts Sondereffekten der Wiedervereinigung verdankt. Drei Viertel der Minderung hängt mit der Abwicklung der Reichsbahn zusammen.
Überhaupt ist ihr Fortschritt schwer einzuschätzen. Einerseits profitiert die Bahn, deren Loks zu 90 Prozent elektrisch fahren, von externen Verbesserungen ihrer Stromlieferanten bei der Kraftwerkstechnik. Andererseits hängt der spezifische Energieverbrauch empfindlich von der Auslastung ab.
So verfügt die Bahn mit ihrem ICE 3 über ein 1-Liter-Fahrzeug, wenn er voll besetzt ist. Faktisch werden aber durchschnittlich nur 6 von 10 ICE-Sitzplätzen genutzt, womit der ICE 3 zum 1,7 Liter-Auto wird. Im übrigen Fernverkehr sind gar nur 4 von 10 Plätzen besetzt. So konnte die Bahn ihre zuletzt schlechte Energiebilanz im Fernverkehr seit 1998 vor allem deshalb um 17 Prozent verbessern, weil schlecht genutzte Interregio-Strecken eingestellt wurden, was andere Probleme mit sich bringt.
Doch die Bahn tut auch selbst einiges für den Umweltschutz: Der ICE 3 etwa verbraucht gut ein Zehntel weniger als seine Vorgänger: Durch den auf alle Waggons verteilten Antrieb ist er leichter. Außerdem ist die Bestuhlung enger. Da er keinen Triebwagen mehr braucht, kann er auch als Halbzug fahren, wenn weniger Fahrgäste erwartet werden.
Seit der Bahnreform 1994 wurden rund 1.100 der 7.500 Loks und Triebwagen neu angeschafft sowie 100 Loks mit neuen Motoren ausgestattet. Nach Angaben von Rausch stößt ein durchschnittlich besetzter Pkw dreimal mehr Treibhausgase aus als ein Zug, ein Lkw gar viermal mehr als die Güterbahn. Busse sind im Fernverkehr etwas klimaschonender als die Bahn. Das liegt allerdings daran, dass die meist gecharterten Reisebusse besser voll besetzt sind – und man darin wie ein Hering in der Konserve sitzt. Im Nahverkehr ist der Bus deutlich schlechter ausgelastet als die Bahn.
„Trotzdem hat die Bahn Verbesserungspotenziale, die sie rasch nutzen muss“, urteilt Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes. „Sonst schrumpft dieser Vorsprung gegenüber rasch aufholenden Lkws, Bussen und Pkws.“ Es spricht für die Bahn, dass diese Mahnung Troges auch im Umweltbericht nachzulesen ist: In Form eines Interviews auf Seite 12. MATTHIAS URBACH
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