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Eine loyale Feministin und Kommunistin

Die 52-jährige Marie-George Buffet ist seit dem Wochenende neue nationale Sekretärin der französischen KP

Jetzt, da es steil bergab geht mit der einst größten und kampfstärksten aller Parteien, da sie Mitglieder verliert, seit Jahren nicht mehr über die 10-Prozent-Hürde kommt, ihre alten Ideen und Strukturen über Bord geworfen und noch keinen erkennbaren Ersatz dafür gefunden hat und da sich zahlreiche Fraktionen öffentlich bekämpfen – zu diesem Zeitpunkt hat eine Frau übernommen. Ist nationale Sekretärin der KPF und damit erste Frau an der Spitze der immer noch größten kommunistischen Partei des Westens geworden. Soll – im Tandem mit ihrem Vorgänger Robert Hue, der auf den eigens für ihn geschaffenen Posten des Parteipräsidenten aufrückt und die Aktivitäten seiner neuen Mitchefin argwöhnisch verfolgen wird – die verbleibenden knapp 140.000 GenossInnen aus der Krise führen.

Marie-George ist nach Hue die zweite Parteichefin, die die französische Mittelschicht und die neue kommunistische Parteielite repräsentiert. Sie ist mit 52 viel zu jung, um Résistante gewesen zu sein, sie kommt nicht aus der Arbeiterklasse und sie strahlt statt Dogmatismus vor allem Pragmatismus aus. So etwas wie „Klassenkampf“ und „Revolution“ kommt in ihrem Vokabular schon lange nicht mehr vor.

Kaum war Buffet von den Delegierten des 31. Parteikongresses gewählt, erklärte sie am Wochenende in Paris, sie wolle die Partei wieder auf „15 oder 16 Prozent“ hochbringen. Wolle „wieder träumen“.

Die große, schlanke 52-Jährige mit den streichholzkurzen, hauchdünnen blonden Haaren wirkt zerbrechlich. Aber als Sport- und Jugendministerin der rot-rosa-grünen Regierung, die bei ihrem Amtsantritt eine in der großen Öffentlichkeit perfekt Unbekannte war, hat sie einige mächtige Korporationen schnell das Fürchten gelehrt. Zuerst bei ihrem Kampf gegen das Doping im Radsport, der zu einem Gesetz nie dagewesener Radikalität und bis heute anhaltendem Durcheinander bei der Tour de France führte. Dann in Sachen Fußball und Börse. Da machte die Ministerin deutlich, für wie korrumpierend sie das Geld im Sport hält und dass sie eher den Breiten- als den Spitzensport für förderungswürdig hält.

In der Partei, der Buffet 1969 als 20-jährige Vietnamkriegs-Gegnerin aus der Provinz beitrat, und im Ministerium, wo sie seit 1997 zahlreiche MitarbeiterInnen verschlissen hat, genießt sie den Ruf einer Stachanow-Arbeiterin. Schon in den 70ern erklomm Buffet in der moskautreuen KPF die ersten Stufen der Hierarchie. Den unter Georges Marchais begonnenen Aufstieg setzte sie 1994 nahtlos fort, als Robert Hue antrat und die „Mutation“ der KPF einleitete.

Ähnlich loyal wie gegenüber den kommunistischen Parteiführungen verhielt sich Buffet gegenüber dem sozialdemokratischen Regierungschef Lionel Jospin. Ein einziges Mal nur in über vier Jahren Regierungszusammenarbeit äußerte sie zaghaft eine Divergenz und verlangte mehr Geld für Arbeitslose. Ansonsten kritisiert sie ihren Chef nicht öffentlich.

Dass „MGB“, wie sie in den französischen Medien heißt, jetzt zur ersten kommunistischen Parteichefin wurde, hat sie neben ihrer Popularität als Ministerin vor allem den Frauen in der KPF zu verdanken. Buffet, die sich seit Jahren als „Feministin und Kommunistin“ bezeichnet, hat ebenso lang am Ausbau feministischer Netze gearbeitet.

DOROTHEA HAHN

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