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Scharon sagt seine USA-Reise ab

Zwei israelische Tote bei neuem Extremisten-Anschlag in Jerusalem. Ministerpräsident Scharon ist derzeit wegen seiner Besetzungspolitik in Washington nicht willkommen. Palästinensischer Geheimdienstchef im Gaza-Streifen droht mit Rücktritt

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat seine für kommendes Wochenende geplante Reise in die USA abgesagt. Bereits vor zwei Wochen hatte das Weiße Haus signalisiert, dass Scharon in Washington wenig willkommen sei, solange die Besatzung in der palästinensischen Autonomiezone andauert. Der Premier schob die Sicherheitslage als Grund für die Absage vor.

Am Morgen hatte Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser den Beginn des Truppenabzugs aus der Region von Kalkilia angekündigt. Während die Zahl der Schussübergriffe in den vergangenen Tagen zurückgegangen sei, hätten Angriffe mit Mörsergranten zugenommen, rechtfertigte Ben-Elieser den Raketenbeschuss mehrerer Fabriken im Gaza-Streifen. Israelischen Informationen zufolge sollen dort Mörsergranten hergestellt worden sein. Die Palästinenser berichteten hingegen, dass es sich um zivile Metallverarbeitungsfabriken und Autowerkstätten handele.

Die Entscheidung, die israelischen Truppen aus den palästinensisch kontrollierten Regionen abzuziehen, „kann zu neuem Terror führen“, sagte Scharon in einem gestern von Newsweek veröffentlichten Interview. Aus dem Büro des Ministerpräsidenten verlautete, dass der USA-Besuch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden werde. Auf die Osloer Prinzipienerklärungen angesprochen, meinte Scharon, es sei „einer der tragischsten Fehler Israels“ gewesen, die Vereinbarungen zu unterschreiben.

Über 80.000 Israelis hatten am Vorabend in Tel Aviv des sechsten Todestages des 1995 ermordeten Premierministers Jitzhak Rabins gedacht. Die Demonstranten riefen auf Plakaten zu einer Wiederaufnahme des Osloer Friedensprozesses und einem Ende der Gewalt auf. Die Bewegung „Frieden jetzt“ verteilte Flugblätter, in denen sie ein Ende der israelischen Exekutionen verdächtiger Terroristen forderte. Die „Präventivschläge“, so die offizielle israelische Bezeichnung der Hinrichtungen, erschweren es den palästinensischen Sicherheitskräften, für Ruhe zu sorgen und weitere Verhaftungen vorzunehmen.

Wenige Stunden vor dem Abzug Kalkilia hat ein palästinensischer Extremist am gestrigen Nachmittag einen Linienbus in Nordjerusalem beschossen. Dabei wurden zwei Personen getötet, 45 Passagiere zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei feuerte der aus Hebron stammende 34- jährige Extremist ein volles Magazin aus seinem M-16-Schnellfeuergewehr, bevor er von einem israelischen Soldaten getötet wurde. Zu dem Anschlag bekannte sich die extremistische Organisation Islamischer Dschihad.

Mohamad Dahlan, palästinensischer Sicherheitschef im Gaza-Streifen, drohte unterdessen mit seinem Rücktritt, falls es keine personelle Umstrukturierung in der palästinensischen Führung gebe. Dahlan forderte den Ausschluss „korrupter Elemente“. Seine Forderung begründete er damit, dass die Bevölkerung mehr Kritik an der eigenen Führung als an Israel äußere.

Das Informationsministerium in Ramallah berichtete unterdessen von rund 50 Verhaftungen unter führenden Intifada-Aktivisten. Den Israelis reicht diese Zahl noch nicht aus. Arafat hat offenbar Sorge vor einem Bürgerkrieg, sollte er alle von Israel gesuchten Extremisten hinter Gitter bringen. „Die Kontrollgewalt der Sicherheitsdienste wird von Tag zu Tag geringer“, berichtet die auflagenstärkste Tageszeitung Yediot Achronot. Was Arafat jetzt am dringendsten brauche, sei internationale Unterstützung. Diplomaten drängen den Chef der Autonomiebehörde wiederum zur Beruhigung der Lage. Ihr Argument: Scharon sei für Überraschungen gut.

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