: Rumsfeld stärkt Nordallianz den Rücken
Wenig veröffentlichte Ergebnisse bei der Blitzreise des US-Verteidigungsministers durch fünf asiatische Staaten
DELHI taz ■ US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat gestern seinen Besuch von fünf Ländern in vier Tagen im indischen Delhi abgeschlossen. Dort sprach er mit seinem Amtskollegen George Fernandes. Wie zuvor in Russland, Usbekistan, Tadschikistan und Pakistan war auch in Indien wenig über die Inhalte zu erfahren. In Usbekistan hatte Rumsfeld gesagt, es gehe bei seiner Reise nicht um die Vorbereitung stärkerer US-Kampfeinsätze. In Tadschikistan traf er den Verteidigungsminister der Nordallianz, General Qasim Fahim. Auch soll ihm die dortige Regierung zugesagt haben, aus diesem Land Kampfeinsätze zu führen. Dieses Zugeständnis wurde ihm von Usbekistan verweigert.
Nach dem Treffen mit Pakistans Präsident Pervez Muscharraf in Islamabad erklärte Rumsfeld, die USA seien „empfänglich“ für die Einwände gegen Militäreinsätze während des bevorstehenden Ramadan, wie sie Muscharraf äußerte. Doch Rumsfeld begründete das Festhalten daran mit der Gefahr neuer Terrorakte, die durch eine Pause erhöht würde. Doch seine Formulierung – er sprach von Militäreinsätzen und nicht von Luftangriffen – weckte er in Pakistan die Hoffnung, dass die USA zumindest eine Bombenpause einlegen werden.
Trotz des Herunterspielens einer intensivierten Kampagne werden Rumsfelds Besuche in Indien und Pakistan als Zeichen gedeutet, dass die militärische Schiene nun wieder stärker befahren wird als die diplomatische des US-Außenministeriums. Die Rückschläge bei einer politischen Nach-Taliban-Lösung haben die US-Planer offenbar überzeugt, eine militärische Entscheidung zu suchen, noch bevor ein politisches Gerüst bereitsteht. Nach der Ermordung des Mudschaheddin-Führers Abdul Haq scheiterte am Wochenende auch ein zweiter Versuch, eine innerafghanische Opposition zu den Taliban aufzubauen.
Hamid Karazai, ein prominenter Paschtune und Gefolgsmann des Exkönigs, wurde laut Taliban aus den Bergen der Provinz Uruzgan von einem US-Helikopter nach Pakistan ausgeflogen. Karazai hatte sich vor zwei Wochen nach Afghanistan begeben, um ähnlich wie Abdul Haq im Osten den Widerstand im Süden zu organisieren. Letzte Woche sollen die Taliban ihn bei einem Treffen mit Stammesführern überrascht haben. Bei der Flucht sollen mehrere seiner Männer getötet worden sein.
Indien ist der einzige der fünf besuchten Staaten, der nicht der Afghanistan-Gruppe der „Sechs-plus-zwei“ unter der Ägide der UNO angehört. Die Einbeziehung Delhis in Rumsfelds Besuchsprogramm könnte ein Indiz sein, dass sich die Militäreinsätze in nächster Zeit auf den Norden Afghanistans konzentrieren werden. Damit erhielte die Nordallianz endlich die Schlüsselrolle, die sie schon lange sucht und für die sich mit Ausnahme Pakistans alle von Rumsfeld besuchten Hauptstädte ausprechen. Indien hat nicht zuletzt wegen Pakistan mit der Allianz gute Kontakte aufgebaut und diese finanziell gestärkt.
BERNARD IMHASLY
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