koalition und grüne: Zerrissenheit macht stark
Die Grünen, mit 9,1 Prozent die kleinste aller Parteien im Parlament, demonstrieren gerade auffällig viel Selbstbewusstsein. Kaum haben sie sich zu Verhandlungen über eine Ampelkoalition durchgerungen, verurteilen sie den Krieg in Afghanistan und übernehmen damit just jene Haltung, wegen der Kriegskanzler Schröder seinen Genossen in der Hauptstadt eine Koalition mit der PDS verboten hat. Eine weitere Provokation an die Adresse der SPD ist der Griff nach dem Bereich Stadtentwicklung, mit dem Grünen im Revier von SPD-Landeschef Strieder wildern.
Kommentar von ANDREAS SPANNBAUER
Die harsche Gangart dürfte nicht nur der therapeutischen Behandlung der eigenen Basis dienen, die nach wie vor an einer akuten Ampelphobie leidet. Tatsächlich haben die Grünen allen Grund zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl. Denn spätestens mit dem bevorstehenden Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist für die SPD ein Zusammengehen mit der PDS, die das Bombardement in Afghanistan im Gegensatz zu den Grünen auch im Bundestag ablehnt, kaum vorstellbar. Die Optionen, mit denen Klaus Wowereit stets geprahlt hat, sind damit so viel wert wie ein Stahlhelm mit Einschussloch. Die PDS hat darüber hinaus längst klargestellt, dass auch sie kein billiger Partner wäre, falls die Ampel doch noch ausfallen sollte.
Allein die Androhung, die Verhandlungen platzen zu lassen, stellt die SPD also vor die Alternative, keine Alternative zu haben. Das können sich die Grünen teuer ausbezahlen lassen. In diesem Sinn ist die Zerrissenheit, die die Partei einmal mehr mit trauriger Ausgiebigkeit dargeboten hat, nichts anderes als eine geschickte Verhandlungsstrategie, von der manche der Beteiligten freilich nichts wissen dürften: Die eifrigsten Hasser der Ampel sind die sichersten Garanten für deren Gelingen zur Zufriedenheit der grünen Führung.
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