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Schutzpatron: der Hl. Ökologicus

■ Zukunftsrat über Landwirtschaft im Ballungsraum: Ökolandbau kann Zugriff der Industrie auf Äcker abwehren

Die Landwirtschaft in Hamburg kann ihre Überlebenschancen steigern. Aber nur, wenn es ihr gelingt, ihre Erzeugnisse als Markenprodukte aus der Region für die Region zu vermarkten. Das war der Tenor der Debatte über eine nachhaltige Landwirtschaft in der Metropolregion, die der Zukunftsrat auf seiner 15. Sitzung am Dienstagabend in der Handwerkskammer geführt hat. Hohe Umweltstandards können dazu beitragen. Gleichzeitig könnten sie helfen, die Ansprüche von Gewerbe, Industrie und Wohnungsbau auf landwirtschaftliche Flächen in die Schranken zu weisen, so die Hoffnung von Heinrich Quast, des Präsidenten der Landwirtschaftskammer.

Der Zukunftsrat nahm die Kammer neben einer „Umwelt-Taten-Datenbank“ (www.tatenbank.com) als neues Mitglied auf. Das Gremium will möglichst viele AkteurInnen versammeln, um auf lokaler Ebene zu einer nachhaltigen Entwicklung zu kommen, wie sie bei der Welt-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 als Agenda 21 vereinbart wurde. Bereits heute reicht das Mitgliederspektrum von der AG Demokratieforschung der Bundeswehruni über diverse Initiativen zu den Themen Umwelt, Dritte Welt und BürgerInnenrechte bis zur ArchitektInnenkammer.

Quast wies in seinem Vortrag auf die besondere Struktur der Hamburger Landwirtschaft mit ihren vielen kleinen Betrieben hin. Ob die künftige Entwicklung nachhaltig verlaufen wird, werde sich daran erweisen, ob diese Betriebe ihre Äcker und Wiesen halten und ob sie sich am Markt gegenüber den großen Anbietern durchsetzen könnten.

Eine Chance hierfür wäre die direkte Vermarktung von Obst, Fleisch und Gemüse, wie sie Thomas Sannmann von der gleichnamigen Demeter-Gärtnerei vorstellte: Im Hofladen oder auf dem Markt könnten KundInnen ein Vertrauensverhältnis zu ihren BäuerInnen aufbauen. Er selbst informiere sie zum Beispiel über Entwicklungen auf dem Hof und schlechte Ernten. „Wir verbinden die Menschen mit ihrem Stück Erde“, sagte Sannmann. Für Quast schließt sich daran die Frage an, ob sich durch das Bewusstsein für gesunde Ernährung nicht eine Lobby für die Landwirtschaft mobilisieren ließe. Im übrigen habe man mit dem Naturschutz „die meisten gemeinsamen Interessen“.

Wie die Agrarwende aussehen könnte, will Hamburg in den Vier- und Marschlanden ausprobieren. Mit einem Konzept zur nachhaltigen Entwicklung der 800 Jahre alten Kulturlandschaft beteiligt sich die Stadt seit gestern an dem Wettbewerb „Regionen aktiv“ von Renate Künasts Verbraucherministerium. Gernot Knödler

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