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Die Schlosskopie platzt . . .

. . . aus allen Nähten: Der Kommission Historische Mitte ist ein originaler Wiederaufbau zu klein für kulturelle und wissenschaftliche Nutzungen. Staatsrat und Palast werden temporärer Bühnenraum

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der originale Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses wird immer unwahrscheinlicher, da er für die zukünftigen Nutzer des Schlossplatzes zu wenig Raum bietet. Sowohl die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) als auch die wissenschaftlichen Bestände der Humboldt-Universität sowie die der Zentral- und Landesbibliotheken, die dort untergebracht werden sollen, würden den barocken Schlossbau sprengen. Ebenfalls eng würde es für den geplanten repräsentativen Veranstaltungsbereich für Konferenzsäle und Tagungsräume. Die Kommission „Historische Mitte Berlin“ hat auf ihrer Sitzung am Montag erstmals den Raumbedarf für die Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen ermittelt. Rund 150.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche wären danach für die Nutzungen nötig – zu viel, um diese in einer Schlosskopie unterbringen zu können, wie der Kommissionsvorsitzende Hannes Swoboda (Wien) sagte. Die internationale Expertenrunde will bis zum Jahresende Vorschläge über die Nutzung, die Architektur am Schlossplatz und über den Erhalt oder Abriss des Palastes der Republik erarbeiten.

Nach Ansicht Swobodas müssten angesichts der geforderten Nutzung an der Kubatur des 1950 gesprengten Schlossbaus erhebliche Veränderungen vorgenommen werden. So könnte etwa der große Schlüterhof nicht als Fläche erhalten werden, „sondern müsste überdacht werden“, um Raum zu gewinnen. Auch die ursprüngliche Ostseite des Stadtschlosses mit seinen kleinteiligen Baukörpern wäre nicht für die Sammlungen und Bestände geeignet. Die Kommission, sagte der Vorsitzende, habe die SPK, die Zentralbibliothek und die Humboldt-Universität gebeten, ihre Raumansprüche „zu konkretisieren“, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können.

Entschieden hat die Expertenrunde am Montag, dass das ehemalige Staatsratsgebäude „erhalten bleibt“ und in die zukünftigen Planungen für den Schlossplatz mit einbezogen werden soll. Als Möglichkeit sieht Swoboda dort die Einrichtung einer „Schlossplatz-Info-Box“ und eines Architekturforums als Vorläufer des geplanten Architekturmuseums, in denen sich die Besucher über den Baufortgang informieren könnten.

„Einstimmig“ hat sich die Kommission auch für die Zwischennnutzung des Palastes der Republik ausgesprochen. Nach dem Abschluss der Asbestsanierung soll das Gebäude als Bühne für Theater und Oper vom Frühjahr 2002 an vorübergehend geöffnet werden, sagte Berlins Kultursenatorin Adrienne Goehler (parteilos). Sowohl die Sophiensaele als auch die Staatsoper hätten Konzepte für die zeitweise Nutzung vorgelegt. Außerdem habe der Weltkongress der Architekten (UIA), der 2002 in Berlin stattfindet, Interesse für „Projekte mit temporärer Nutzung“ gezeigt. Goehler betonte allerdings, dass diese zwischenzeitliche Nutzung „kein Präjudiz“ für die Zukunft des Baus sei. Es ist weiter unklar in der Kommission geblieben, ob der Palast der Republik abgerissen werden soll.

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