Kommentar: Geschichtslos
■ Warum das Thema Neuengamme noch längst nicht erledigt ist
Das Ringen um die Gedenkstätte Neuengamme ist noch immer nicht abgeschlossen. Die Überlebenden des damaligen KZ hatten gehofft, dass das gestrige Treffen mit dem neuen Senat die letzte Runde sein würde. Nun stehen weitere Diskussionen über dessen Vorschlag an.
Ausgerechnet ehemaligen Gefangenen eines Konzentrationslagers Verständnis für Kom-plikationen bei dem Knast-Neubau abzuverlangen, offenbart das geschichtslose Denken des Senats. Zumal sich der Neubau in Billwerder nicht etwa verzögert, um die Gefangenschaft für die Inhaftierten menschlicher zu gestalten. Im Gegenteil ist es erklärtes Ziel des Senats, ein „unwirtliches Gefängnis“ zu bauen. Und Zeit dafür, seinen Horror-Knast zu planen, sollen ihm nun ausgerechnet KZ-Überlebende gewähren.
Dass der Senat im Gegenzug die Beschleunigung des Gedenkstättenausbaus verspricht, zeigt ein weiteres Mal, dass die neu regierenden Herren von Politik wenig Ahnung haben. Dass der Ausbau sich noch über Jahre hinziehen wird, liegt nämlich nicht daran, dass der alte Senat keinen Grund zur Eile hatte. Sondern am Aufwand, und der ist groß. Um den in kürzerer Zeit leisten zu können, wird der neue Senat aber sicher keine weiteren MitarbeiterInnen für die Gedenkstätte finanzieren. Wenn ihm in den nächsten Jahren überhaupt genügend Geld für den Ausbau bleibt. Der wird nämlich zur Hälfte vom Bund getragen – abgesprochen für genau das Konzept, das nach langjährigem Kampf der Überlebenden am 5. September in der Bürgerschaft beschlossen wurde.
Elke Spanner
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