: Allzu teure Vitamine
EU verhängt Rekord-Bußgelder: 10 Jahre sprachen acht Konzerne ihre Preise für Vitamine ab – auf Anstiftung von BASF und Hoffmann-La Roche
BRÜSSEL ap ■ Wegen verbotener Preisabsprachen bei Vitaminen hat die EU-Kommission gestern das bislang höchste Bußgeld in einem Kartellverfahren verhängt: Der deutsche Chemiekonzern BASF muss 296,16 Millionen Euro zahlen, der Schweizer Konzern Hoffmann-La Roche 462 Millionen. Insgesamt verhängte Brüssel Bußgelder in Höhe von 855,22 Millionen Euro.
BASF und Hoffmann-La Roche waren nach Überzeugung der Kommission „Anführer und Anstifter“ des Kartells. Der Schweizer Weltmarktführer war an allen acht ermittelten Kartellen beteiligt. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass „die Absprache Teil eines an der Konzernspitze gefassten strategischen Plans waren, um den weltweiten Vitaminmarkt mit illegalen Mitteln zu beherrschen“. Das Unternehmen kündigte an, zu prüfen, ob es das Urteil anfechten kann.
Wettbewerbskommissar Mario Monti sprach von den „schlimmsten Kartellen, gegen die die Kommission jemals ermittelt hat“. Besonders schwer wiege der Umstand, dass es um Substanzen ging, „die unabdingbar für ein normales Wachstum und ein gesundes Leben“ sind.
Die Kartellabsprachen bezogen sich auf die Vitamine A, E, B1, B2, B5, B6, C, D3, Biotin (H), Folsäure (M), Betacarotin und Carotinoide. Wie die Ermittlungen ergaben, waren die Kartelle zwischen September 1989 und Februar 1999 aktiv. Aber auch der deutsche Konzern Merck, die französische Aventis, der niederländische Konzern Solvay Pharmaceuticals und die drei japanischen Unternehmen Daiichi Pharmaceuticals, Esai und Takeda Chemical Industrie waren beteiligt.
Ursprünglich hätte das Bußgeld gegen Hoffmann-La Roche und BASF doppelt so hoch ausfallen sollen. Da beide wichtige Informationen über die Kartelle zur Verfügung stellten, reduzierte die Behörde das Strafgeld. Gegen Aventis sei in zwei Fällen gar kein Bußgeld verhängt worden, weil das Unternehmen entscheidende Beweise lieferte.
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