dieser verdammte krieg (41)
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ROGER WILLEMSEN führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Widerliche Texte zum Krieg (II): Praschl strikes back

Argumente bleiben in einem Krieg meist folgenlos, aber greifen Sie mal einen Journalisten an! Auf vier Sätze über Peter Praschl in einem meiner letzten Notate, antwortet der Amica-Journalist mit „ungefähr einem Kilometer Text“ (Selbstaussage) im Internet, einem Brief an die Chefredaktion, der Einforderung einer „Entschuldigung“ und ehrenrührigen Unterstellungen. „Wer den Gedanken nicht angreifen kann, greift den Denkenden an“, hat Paul Valéry gesagt.

Am ärgerlichsten sind im Krieg jene, die erst meinen und bei Widerspruch nichts gemeint haben wollen. „Die afghanische Zivilbevölkerung ist uns völlig egal“, bekannte Praschl für sich. „Andere würden sagen, sie sind minderes, gewissermaßen unwertes Leben“, folgerte ich und folgere es wieder.

Im Krieg eine mörderische Gesinnung. Praschl machen „die Kriegsgegner mehr Angst als seine Propagandisten“, „nicht ertragen“ kann er, „wie die Deutschen amerikanische Kriegsführung rezensieren“, und: „Ich wollte, dass jemand eine Bombe auf Arafat warf“, ist auch so ein Satz, den er selbst wohl erst begreift, wenn es jemand wirklich tut.

Aufmerksam wurde ich auf Praschl nach Hinweisen von Lesern, die seine Texte die (neben Broders) widerlichsten zum Krieg nannten. Praschl dagegen erklärt sich selbst sicherheitshalber für nicht satisfaktionsfähig, schließlich werde er täglich nur von 300 Menschen gelesen. Was in seinem Kopf brummt, wäre aber traurig selbst dann, wenn er es für sich behielte.

Mehr Lust auf Landser-Pop? Er findet sich zum Beispiel unter:www.digitalien.org/sofa/sofablog/2001_11_04_sofablog_archiv.html#6950

MONTAG: Sibylle Berg