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Das Verhandeln beginnt

Auf einer Konferenz ohne festen Zeitplan und mit offenem Ende geht es um Afghanistans Zukunft

von SVEN HANSEN

Jeweils elf Delegierte plus Berater der Nordallianz und der Königs-nahen „Rom-Gruppe“ sowie je drei Delegierte plus Berater der Iran-nahen „Zypern-“ und Pakistan-nahen „Peschawar-Gruppe“ werden ab heute auf dem Bonner Petersberg nach einem Weg zur Bildung einer afghanischen Übergangsregierung suchen. Ferner sind 18 Staaten und die EU zur vom UNO-Sondergesandten Lakhdar Brahimi geleiteten Konferenz angemeldet. Noch für den gestrigen Abend wurde die Ankunft der letzten Delegation, die der Nordallianz, in Bonn erwartet. Sie war erst gestern Morgen an Bord eines britischen Militärflugzeuges aus Kabul abgeflogen.

Bis zuletzt war hinter den Kulissen über die Zusammensetzung der Delegation der Nordallianz und der „Rom-Gruppe“ gerungen worden. Brahimis Sprecher Ahmed Fauzi gab die Liste der Teilnehmer deshalb erst gestern Nachmittag bekannt, als es für niemanden mehr ein Zurück gab. Trotzdem wurde die Liste von der UNO immer noch als vorläufig bezeichnet. Die Delegation der Nordallianz wird von „Innenminister“ Junis Kanuni geleitet. Der als gemäßigt geltende „Außenminister“ Abdullah Abdullah kommt nicht, ebenso wenig wie „Präsident“ Burhanuddin Rabbani. Ferner gehören zur Delegation auch zwei Paschtunen und eine Frau. Die 43-jährigen Amina Safi Afzali, eine von insgesamt drei bei der Konferenz vertretenen Frauen, ist die Witwe eines vor 14 Jahren getöteten Mudschaheddin. Sie gilt als Islamistin, begrüßte aber gestern gegenüber der New York Times die Demonstration für Frauenrechte, die vergangene Woche in Kabul stattfand.

Bundesaußenminister Joschka Fischer wird die hinter verschlossenen Türen auf dem weiträumig abgesperrten Petersberg stattfindende Konferenz heute um 10 Uhr eröffnen. Danach ist zunächst eine Plenarsitzung und Gespräche in Vierergruppen geplant. Zwischen diesen wollen die beiden UN-Gesandten Brahimi und Francesc Vendrell hin und her pendeln, die ausländischen Beobachter sollen dabei ausgeschlossen sein.

„Was hier zunächst diskutiert wird, ist ein Fahrplan für das Geschehen nach der Konferenz“, sagte Brahimis Sprecher Fauzi gestern Nachmittag vor der Presse. Angestrebt würde die Schaffung von Voraussetzungen für eine Übergangsregierung wie für einen Übergangsrat. Fauzi lehnte erneut die Stationierung von Blauhelmsoldaten in Afghanistan ab, sprach sich aber für eine Friedenstruppe aus, sofern dies von allen gewünscht werde.

Der zur „Rom-Gruppe“ gehörende Schwager des Ex-Königs, Amin Farhang, forderte in Deutschlandfunk die Nordallianz zur Teilung der Macht auf. Auch forderte er eine internationale Friedenstruppe unter Beteiligung Deutschlands. Zur Delegation der „Rom-Gruppe“ gehören auch in Deutschland lebende Exilanten. Nach Angaben des UNO-Sprechers Fauzi ist die Dauer der Konferenz offen. Es gehe darum, im Konsens einen Weg zu finden. Brahimi führte bereits gestern erste Vorgespräche.

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