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Mit dem Euro könnte das Chaos kommen

Am 2. Januar wollen die Banken-Gewerkschaften in Frankreich streiken. Für mehr Sicherheit, mehr Lohn und Stellen

PARIS taz ■ Wenn der Euro kommt, könnten in Frankreich die Banken geschlossen bleiben. Sämtliche Gewerkschaften der Branche, Banque de France, Sparkassen und Post inklusive, haben für den 2. Januar zum Streik aufgerufen. Es geht um die Sicherheit der Bankangestellten, die in diesem Jahr häufiger als zuvor Opfer bewaffneter Überfälle wurden, um Neueinstellungen und Lohnerhöhungen, die es in dem florierenden französischen Banksektor seit 1996 nicht mehr gegeben hat.

Nachdem Verhandlungsversuche gescheitert sind, trat Pierre Gendre, Chef der im Banksektor einflussreichen Gewerkschaft FO am Mittwochabend vor die Medien. „Wir sehen uns gezwungen, nach effizienteren Mitteln zu suchen, um die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zu bringen“, sagte er. VertreterInnen der „Intersyndicale“, des Zusammenschlusses der konkurrierenden Gewerkschaften, die sich jetzt zusammengetan haben, betonten „totale Einigkeit“.

„Erpressung“ konterte umgehend das Patronat des französischen Banksektors, in dem 200.000 Menschen arbeiten. „Die Streikmotive sind nicht seriös“, so Olivier Robert de Massy, Sprecher der französischen Bankenvereinigung, „AFB“. Die Bankiers wollen nicht branchenweit mit den Gewerkschaften verhandeln. Schon gar nicht über Tarifverträge. Getreu der Strategie des Arbeitgeberverbandes „Medef“ setzen sie auf betriebliche Einzelnverhandlungen. Und auf individuelle Prämien statt generelle Lohnerhöhungen.

Für die ersten drei Monate von 2002 haben die Bankiers zwar 50.000 Personen eingestellt. Aber alle bekommen befristete Arbeitsverträge. Und fast alle sind ungelernte BerufsanfängerInnen – darunter viele StudentInnen, deren Hauptaufgabe in der Beruhigung nervöser KundInnen bestehen wird. Zusätzliche Arbeitspläze für die Euro-Einführung sind nicht vorgesehen. Dabei wird die Operation Euro in Frankreich besonders kompliziert, weil bis Mitte Februar die alte und die neue Währung gleichzeitig zirkulieren.

Den Beschäftigten der Geldinstitute steht Mehrarbeit bevor. Von den Hilfskräften, die nicht am Schalter arbeiten dürfen, erwarten sie kaum Entlastung. Nachdem ihre Forderung nach mehr qualifizierten Leuten abgelehnt wurde, verlangen die Gewerkschaften 500 Franc pro Monat für alle Beschäftigten, rund 1.000 Euro zusätzlich im Jahr.

Die Sicherheit der Banken, das zweite Streikthema, ist in Frankreich in den vergangenen Monaten angesichts einer Zunahme von 40 Prozent bei bewaffneten Überfallen und Geiselnahmen in den Mittelpunkt gerückt. Allein in der letzten Woche wurden zwei Euro-Kit-Lieferungen und ein Motorradbote überfallen. Der Bote war mit 1 Million Franc losgeschickt worden, obwohl das Gesetz den ungeschützten Transport nur bis zu 200.000 Franc erlaubt.

Ein Bankenstreik am ersten Arbeitstag mit der neuen Währung wäre eine Garantie für gigantisches Chaos. Erst recht, wenn auch noch die Geldtransporteure streiken würden. Letzeres ist nicht mehr ausgeschlossen, da sie inzwischen zwar kugesichere Westen tragen, jedoch weiterhin vergeblich nach Panzerglasfenstern für ihre Wagen und nach Polizeieskorten für große Geldtransporte verlangen.

Finanzminister Laurent Fabius hat Anfang der Woche bewiesen, dass er die Euro-Einführung notfalls mit Gewalt durchsetzt. Da schickte er CRS-Polizisten zu der südwestfranzösischen Presse in Pessac, um die Blockaden der ArbeiterInnen zu durchbrechen und die gepressten Euro-Münzen herauszuholen. In Sachen Euro-Streik in den Geldinstituten hofft Fabius auf eine Verhandlungslösung. In Paris mahnte er: „Vernunft wahren“.

DOROTHEA HAHN

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