Friedenstruppe soll Wiederaufbau sichern

Afghanische NGOs formulieren bei einer Konferenz ihre Forderungen an die internationale Gemeinschaft

BAD HONNEF taz ■ In Bad Honnef bei Bonn hat gestern das Treffen afghanischer Zivilvertreter begonnen. „Kooperation ist der beste Weg zur Sicherung des Friedens“, sagte Entwicklungshilfeministerin Heide Wieczorek-Zeul zur Eröffnung der von der UNO angeregten Konferenz und stellte großzügige deutsche Hilfe zum Bau von Schulen und Krankenhäusern in Aussicht. Die SPD-Ministerin betonte die wichtige Rolle von Frauen im Entwicklungsprozess und dass die internationale Gemeinschaft den Fehler gemacht habe, wegzuschauen: „Es darf auf dieser Welt nie wieder vergessene Länder oder Regionen geben.“

Die Hälfte der 80 Teilnehmer sind Frauen. Sie überhaupt nach Deutschland einzuladen wäre ohne die Hilfe verschiedener Regierungen nicht möglich gewesen: Viele hatten keine Pässe und bekamen trotzdem Visa. „Die Erwartung an dieses Treffen ist, dass Frauen ihre Stimme erheben und gehört werden“, sagte die Professorin Mahboba Hoquqmal vom afghanischen Rechtsanwaltsverband. „Afghanistan hat alle UNO-Abkommen gegen die Diskriminierung von Frauen unterzeichnet, aber sie werden nicht umgesetzt.“

Die Veranstaltung, die bis Sonntag dauern soll, findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die VertreterInnen von Frauengruppen, Berufsverbänden, Intellektuellen- und Künstlergruppen sowie aus Händlerkreisen haben klare Ziele. Der Händler Ahmed Sha aus Dubai forderte die Räumung von Minen, damit wieder Früchte angebaut und Trockenfrüchte ausgeführt werden können. Die UNO bat er, dafür zu sorgen, dass Afghanistan ein Transitland für Erdölpipelines aus Zentralasien werden könne, Pakistan solle einen Hafen für afghanische Exporte zur Verfügung stellen.

Umer Daudzai, Mitarbeiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP und einst Kämpfer bei den Mudschaheddin, betonte gegenüber der taz die wichtige Rolle einer multinationalen Friedenstruppe: „Wir brauchen etwa 20.000 Mann, die zunächst Kabul, Herat, Masar-i Scharif und Dschalalabad in Friedenszonen verwandeln. Dann könnten dort Entwicklungsprojekte beginnen. Sobald die Menschen merken, dass das Leben in so einer Zone besser ist als außerhalb, setzen sie sich für die Ausweitung der Zonen ein, bis das ganze Land befriedet ist.“ Die Kämpfer müssten demobilisiert werden, man müsse ihnen Jobs anbieten. Stationierung einer Friedenstruppe, Entwaffnung und Wiederaufbau gehörten zusammen. SVEN HANSEN