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Israel: Terror in Serie

Vier Selbstmordanschläge fordern mindestens 29 Tote in Israel. Palästinenserpräsident Arafat verhängt Ausnahmezustand. Hamas und islamischer Dschihad bekennen sich zu Attentaten

HAIFA/JERUSALEM dpa/taz ■ Mit einer beispiellosen Serie von Selbstmordanschlägen in Haifa und Jerusalem haben palästinensische Extremisten am Wochenende innerhalb von zwölf Stunden mindestens 26 Menschen getötet. Palästinenserpräsident Jassir Arafat erklärte Stunden nach den Anschlägen den Ausnahmezustand im Westjordanland und im Gaza-Streifen. Die israelische Armee verhängte eine vollständige Blockade über das palästinensische Autonomiegebiet.

Zu den Anschlägen bekannten sich die Hamas und der islamische Dschihad. Bei weiteren gewaltsamen Zwischenfällen im Westjordanland, Gaza-Streifen und in Jerusalem wurden ein Israeli und drei Palästinenser getötet. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon verkürzte seinen Besuch in den USA und wollte heute zurückreisen.

US-Präsident George W. Bush verurteilte die Gewalt aufs Schärfste und verlangte von Arafat, die Extremisten zu verhaften. Bundeskanzler Gerhard Schröder, Außenminister Joschka Fischer und die EU forderten Arafat zum energischen Handeln gegen die Terroristen auf. US-Vermittler Zini, der am Mittag den Ort des Anschlags in Jerusalem besuchte, sprach von dem „abgrundtiefsten Bösen, das man sich vorstellen kann“. Dennoch rief er beide Seiten dazu auf, ihre Friedensbemühungen nicht aufzugeben.

Die Serie der Gewalttaten hatte am Samstagabend kurz vor Mitternacht auf einem von Hunderten junger Israelis besuchten Platz vor einer Einkaufspassage im Zentrum von Westjerusalem begonnen. Dort sprengten sich zwei Selbstmordattentäter gleichzeitig in die Luft. Der Explosionsdruck war so groß, dass die Attentäter acht Israelis mit in den Tod rissen. Zwei der 180 zum Teil lebensgefährlich Verletzten starben später in Krankenhäusern Jerusalems. Wenige Minuten nach dem Anschlag explodierte in einer Seitenstraße eine Autobombe und löste zusätzliche Panik unter den Passanten und den Rettungsmannschaften aus.

Zwölf Stunden später zündete ein palästinensischer Extremist in einem Linienbus in der nord-israelischen Hafenstadt Haifa den um seinen Leib geschnallten Sprengsatz und tötete dabei 15 Israelis und sich selbst. Es war der bisher schwerste Terroranschlag in Haifa. 40 Fahrgäste wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Augenzeugen beschrieben grauenhafte Szenen, der Bus sei durch die Wucht der Explosion in die Luft geflogen und völlig zerstört worden.

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