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: Die Verteilerdose an der Spree

Nach einem jahrelangen Hickhack ist die Zukunft der Bewag entschieden. Der schwedische Stromkonzern Vattenfall übernimmt die Mehrheit und damit die Macht an dem städtischen Stromversorger, der zugleich integraler Bestandteil eines neuen nordostdeutschen Energiekonzerns sein wird. Hauptsitz des neuen Konzerns soll Berlin sein. Für eine Stadt, in der bisher kein einziges Großunternehmen seinen Sitz hat, ist das zweifelsohne eine gute Nachricht.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Zwar bringt der Konzernsitz nur rund hundert direkte Arbeitsplätze – aber die Steuereinnahmen, die eben am Unternehmenssitz zu zahlen sind, dürften in der finanzschwachen Stadt willkommen sein. Dennoch fragen sich manche, ob die Stadt, die mit der Privatisierung der Bewag 1997 den Schalter umgestellt hat, am Ende nicht doch draufzahlen könnte.

Die Bewag, die einen Marktanteil von 85 Prozent hält, ist nur aufgrund eines harten Sanierungskurses zu einem lukrativen Kandidaten geworden. Dabei ist ein Ende nicht abzusehen – die ohnehin gebeutelten Bewag-Beschäftigten fürchten nicht grundlos um ihre Jobs.

Schließlich verfügen die neuen Eigentümer über genügend Stromerzeugungskapazitäten aus billigem norddeutschem Atom-, Brandenburger Braunkohle- und nordeuropäischem Wasserkraftstrom. Die relativ umweltfreundlichen, aber teuren Bewag-Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung könnten die Ersten sein, die abgeschaltet werden, wenn im neuen Konzern Kosten gespart werden sollen. Die Bewag wäre dann kein kommunaler Stromerzeuger mehr, sondern nur noch eine Verteilerdose.