Arbeitsmarkt-Tristesse

■ Zahl der Arbeitslosen nimmt auch im November weiter zu. Wirtschaft wartet ab

Es sieht nicht gut aus auf dem Arbeitsmarkt im Norden: Die Arbeitslosenzahlen sind im November erneut leicht nach oben gegangen, die Kurzarbeit ist angestiegen, die Zahl der offenen Stellen dagegen zurück gegangen. Die Quote in Hamburg lag bei 8,2 Prozent und somit 0,7 Prozent über der im Oktober. Damit bleiben gut 70.000 Menschen in der Stadt ohne Job. Und so lange die Konjunktur weiterhin nicht richtig läuft, ist auch kein Trend abzusehen, dass die Zahl wieder sinkt.

„In der Wirtschaft warten zurzeit alle ab und schieben ihre Entscheidungen vor sich her“, sagt Hamburgs Arbeitsamtsdirektor Rolf Steil und stellt angesichts des Konjunkturlochs eine „Unsicherheit“ bei den Unternehmen fest. So würden in der Hafenwirtschaft zum Beispiel momentan nur Verträge abgearbeitetet, die seit längerem abgeschlossen wurden. Auch sein Chef auf Bundesebene, der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, hatte kürzlich in Hamburg prognostiziert, dass die bundesweite Arbeitslosenzahl wieder über vier Millionen steigen werde.

Die Medienwirtschaft bröckelt, Bereiche wie Medizintechnik und Biotechnologie, auf die vor allem die Wirtschaftsbehörde setzt, sind erst im Entstehen – daher kann auch der an sich zukunftsträchtige Dienstleistungssektor zurzeit wenig zur Entlastung des Hamburger Arbeitsmarktes beitragen.

Drängender ist allerdings noch die Situation in Schleswig-Holstein: 117.000 Menschen haben keine Arbeit, 5300 mehr als im Oktober. Die Quote geht damit auf 8,4 Prozent nach oben, der Einstellungsbedarf sinkt, die Zahl der Entlassungen dagegen haben sich gehäuft.

Ein bisschen Positives gibt es aber auch aus der Statistik herauszulesen. Es sind nicht mehr so viele ältere Menschen arbeitslos – was nicht nur daran liegt, dass sie nach Erreichen eines bestimmten Alters aus der Statistik herausfallen. „Langsam merken Unternehmen, dass sie auch Leute brauchen, die sagen können: Wir haben schon etwas erlebt“, sagt Steil. Auch die Arbeitsverwaltung selbst hat sich umgestellt. Früher habe das Arbeitsamt für BewerberInnen über 45 Jahre gar keine Bildungsmaßnahmen mehr angeboten, das habe man geändert. 12.000 ältere HamburgerInnen werden als arbeitslos geführt, das sind 2280 weniger als im Jahr zuvor. Peter Ahrens