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Wieder Anschlag in Israel

Selbstmordattentäter in Haifa verletzt 22 Menschen. Regierung droht mit noch härteren Maßnahmen gegen die Palästinenser. Arafat gibt im staatlichen israelischen Fernsehen ein Interview. Scharons Büro protestiert gegen die Ausstrahlung

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Gegen 7 Uhr morgens hat sich gestern ein Selbstmordattentäter an einer Straßenkreuzung in der nordisraelischen Stadt Haifa in die Luft gesprengt. Dabei wurden acht Menschen überwiegend leicht verletzt. Polizeilichen Untersuchungen zufolge hatte der Attentäter, der unmittelbar nach der Explosion von Polizisten erschossen wurde, geplant, zunächst mit einer kleinen Explosion eine Menschenansammlung zu provozieren, um dann die eigentliche Sprengladung zum Einsatz zu bringen. Die palästinensische Führung verurteilte das Attentat, räumte indes ein, dass es eine „Folge der israelischen Aggression“ sei. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon stellte bereits in Aussicht, die Militärmaßnahmen in den Palästinensergebieten zu intensivieren.

„Wir sind noch nicht fertig“, meinte der Regierungschef, der Palästinenserpräsident Jassir Arafat am Wochenende erneut einen „wahren Terroristen“ nannte. Scharon berief das Kabinett zur Sitzung am Sonntag in einer Kommandantur im Westjordanland zusammen, unweit der Stadt Ramallah. Erst am Morgen waren vier palästinensische Polizisten im Verlauf einer Razzia unweit der Stadt Tulkarem erschossen worden. Berichten des israelischen Militärs zufolge hatten die vier Männer versucht, eine Straßenkontrolle zu durchbrechen. Augenzeugen berichteten, dass über 40 Panzer und Jeeps sowie zwei Hubschrauber an der Operation beteiligt waren, die schon früh in der Nacht in den beiden Dörfern Anabta und Ranim begann. 15 Palästinenser wurden verhaftet. Soldaten hätten die Palästinenser dazu gezwungen, ihre Kleidung abzulegen. Einen ähnlichen Fall hatte es bereits Ende letzter Woche gegeben, als sich zwei Palästinenser in Rafiach unweit der ägyptischen Grenze ausziehen mussten, weil angeblich der Verdacht bestand, dass sie Sprengstoff bei sich tragen.

Für Jassir Arafat wird die Lage zunehmend schwieriger. Seit vergangener Woche ließ er über 200 Aktivisten der Widerstandsgruppen festnehmen oder unter Hausarrest stellen, darunter den Chef der Hamas, Scheich Achmad Jassin. Er habe 17 von 30 Männer, die die USA hinter Gittern sehen wollen, inhaftiert. Trotzdem finden weiter Terroranschläge statt, was wiederum Israel die internationale Legitimation gibt, die Militäroperationen fortzusetzen. Dazu kommt, dass die Blockaden die Arbeit der palästinensischen Sicherheitskräfte erschweren. Um die ersten Verhafteten in das Gefängnis in Ramallah zu transportieren, war Arafat auf Intervention der Amerikaner angewiesen.

In einem seltenen Interview mit dem staatlichen israelischen Fernsehkanal gab sich Arafat ungewohnt offen. Immer wieder stöhnte er über die Fragen des Journalisten Odet Granot und wehrte sich: „Die israelische Presse ist es, die gegen mich hetzt und mich mit Bin Laden vergleicht.“ Aufgeregt wütete er auch gegen die Amerikaner, die auf der Seite Israels stünden, es mit Hubschraubern, Panzern, Geld und Waffen versorgen. Anschließend sprach er nach, was ihm jemand hinter der Kamera zuflüsterte: „Ich reiche Israel meine Hand zum Frieden.“ Das Büro des Premierministers protestierte gegen die Ausstrahlung des Interviews.

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