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Trauer um Heym

Leichnam des Schriftstellers kommt heute nach Berlin. Thierse und Goehler würdigen Heyms Unbeugsamkeit

Mit Trauer und Bestürzung haben am Montag Politiker auf den plötzlichen Tod von Stefan Heym reagiert, der am Sonntag im Alter von 88 Jahren in Israel einem Herzversagen erlag. Der Leichnam soll heute nach Berlin gebracht werden. Heym wird möglicherweise auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt. Der Schriftsteller hatte auch einmal den Wunsch geäußert, auf dem Friedhof gegenüber seinem Wohnhaus in Grünau seine letzte Ruhe zu finden.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse würdigte Heym als einen Moralisten und Kämpfer. In einem Schreiben an die Witwe sprach er ihr im Namen des Deutschen Bundestages und auch persönlich sein Beileid aus. Er habe Heym auch als politischen Konkurrenten erlebt, „kritisch, eigensinnig, unbeugsam“, erinnerte Thierse. Er war Heym im Bundestagswahlkampf 1994 im Wahlkreis Mitte-Prenzlauer Berg als Direktkandidat unterlegen. Heyms Haltung hätten auch diejenigen respektiert, „die sich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden konnten, dass ein Vertreter der Liste der PDS den Bundestag als Alterspräsident eröffnete“. Kultursenatorin Adrienne Goehler hat den großen Mut sowie die Glaubwürdigkeit und Unbeugsamkeit Heyms gewürdigt. „Sein bewegtes Leben war Zeugnis davon, dass große Literatur und politisches Streiten für eine demokratische und humane Gesellschaft vereinbar sind.“ Klaus Wowereit nannte Heym eine „politisch-kulturelle Instanz“. Sein Kampf gegen Schönfärberei und ideologische Verblendung hätten ihn zu einer Stimme in Deutschland gemacht, „die wir künftig sehr vermissen werden“, erklärte der Regierende Bürgermeister.

DPA/DDP

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