: Rot-Rot schließt Uniklinikum
Große Einschnitte bei der Hochschulmedizin. Franklin-Klinik wird normales Krankenhaus
Bei der Hochschulmedizin plant Rot-Rot drastische Einschnitte: Das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) in Steglitz soll seinen Status als Uni-Krankenhaus verlieren und in ein normales Versorgungskrankenhaus umgewandelt werden. Die Privatisierung der Klinik wird geprüft. Die Freie Universität verliert damit ihre medizinische Fakultät und den Rang als Volluniversität.
Die rund 200 Medizin-Studienplätze der FU sollen aber erhalten bleiben. Sie werden an die Humboldt-Universität verlegt und damit an das dann einzige Berliner Uni-Klinikum, die Charité. Dort sollen notwendige Investitionen, insbesondere für das Bettenhaus in Mitte, noch einmal überprüft werden. So weit die Pläne der künftigen Koalition. Damit hat sich die SPD durchgesetzt. Besonders der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte sich seit langem für drastische Einschnitte in der Hochschulmedizin eingesetzt, die PDS die Fusion der beiden Uni-Kliniken favorisiert.
Mit der Privatisierung des UKBF will Rot-Rot Investitionen für die Sanierung des 60er-Jahre-Baus in Höhe von rund 250 Millionen Mark einsparen. Insgesamt soll der „gravierende Strukturwandlung in der Hochschulmedizin“ nach Angaben von PDS-Fraktionschef Harald Wolf jährliche Einsparungen von gut 190 Millionen Mark einbringen. Zunächst allerdings könnten dem Land Rückforderungen des Bundes von 150 Millionen Mark aus dem Hochschulbauförderungsprogramm drohen.
Die Umstrukturierung soll bis Herbst 2002 in einem Gesetz festgezurrt werden, das 2005 – wenn die Hochschulverträge auslaufen – umgesetzt werden soll. Eine Expertenkommission soll die Veränderungen vorbereiten und begleiten.
Bernd Köppl, Wissenschaftskoordinator der Noch-Senatorin Adrienne Goehler, hat gestern die rot-roten Pläne scharf kritisiert. Sie seien „eine Katastrophe – und dazu völlig unnötig“. Die Kosten in der Hochschulmedizin seien durch die neuen Verträge bereits gedeckelt. „Außerdem wirbt das UKBF jährlich 50 Millionen Mark Drittmittel ein und 60 Millionenn durch die Versorgung von auswärtigen Patienten.“
Auch FU-Präsident Peter Gaehtgens sprach von einem großen Schaden für Berlin. Zwar solle die Umwandlung erst 2006 erfolgen, „doch schon jetzt platzen Berufungen, und Forschungsgelder können nicht mehr eingeworben werden“. Die Spitzenstellung des Klinikums in der deutschen und internationalen Hochschulmedizin werde mit dieser Koalitionsvereinbarung zerstört. SABINE AM ORDE
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