Erfolglose Terroristenjagd

In Mönchengladbach festgenommener Libanese ist kein Al-Qaida-Kämpfer

BERLIN taz/ap ■ Die Festnahme eines angeblichen Mitgliedes der Terrororganisation al-Qaida in Mönchengladbach hat sich gestern als Falschmeldung erwiesen. Das bestätigte die Mönchengladbacher Polizei. Der 26-jährige libanesische Staatsangehörige war kurz nach Mitternacht in seinem Hotelzimmer ohne Gegenwehr überwältigt worden. Er hatte keine Waffen bei sich, aber eine größere Menge Bargeld.

Das Bundeskriminalamt hatte zuvor von einer ausländischen Behörde Hinweise erhalten, wonach sich bis zu drei Personen mit al-Qaida-Hintergrund im Hotel „Dorint“ aufhalten sollten. Nach Informationen der taz könnte der Festgenommene Opfer einer falschen Übersetzung geworden sein: Bei der ausländischen Behörde soll es sich um den bulgarischen Geheimdienst handeln, der in einem Fax vor dem Libanesen als Kriminellen warnte. Ein Sprecher der Polizei in Mönchengladbach widersprach dieser Darstellung.

Aus Polizeikreisen hieß es, die bei dem Mann gefundenen Ausweispapiere gehörtem diesem nicht; er sei entgegen seiner Aussage kein Italiener. Der als „gepflegte Erscheinung“ beschriebene Mann sprach nach Angaben des Hoteldirektors Ben Lambers gebrochen Deutsch. Er hatte sich am Samstagnachmittag eingemietet und das Zimmer bar bezahlt. Kurze Zeit später erkundigten sich laut Lambers zwei ausländisch aussehende Männer nach der Ankunft des Manns, wollten aber nicht mit diesem sprechen. Bei den beiden soll es sich um Zielfahnder des BKA gehandelt haben.

Der Zugriff in dem Hotel erfolgte kurz nach 24.00 Uhr. An dem Einsatz waren rund 100 Polizisten beteiligt. Die Polizei attestierte dem Libanesen einen kriminellen Hintergrund. Er soll vorläufig in Haft bleiben.

Mysteriös bleiben auch Terrorermittlungen in anderen Fällen. So fand die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung eines Deutsch-Sudanesen in Hamburg nicht den dort vermuteten Sprengstoff, sondern lediglich Aromen zur Parfümherstellung. Der Mann bestreitet jede Beteiligung an terroristischen Verschwörungen, hatte offenbar aber Kontakt zum Hamburger Umfeld der Attentäter vom 11. September in den USA.

WOLFGANG GAST