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Hipness statt Askese

Die „Biomarkthalle“ präsentiert ökologische Nahrungsmittel in coolem Ambiente: Mit italienischer Coffee-Bar und Wellness-Oase wird dem Label „Öko“ ein Schuss Spaßfaktor verpasst

Mit dem körnerreichen, sogar vegetarischen Image wird aufgeräumt

von TILMAN VON ROHDEN

Ein Jahr nach dem ersten Auftritt eines BSE-Falles in Deutschland haben sich die Gemüter offensichtlich wieder beruhigt. Kaum eine Zeitungsmeldung beschäftigt sich noch mit dem BSE-Risiko, und der Verbrauch an Rindfleisch hat sich wieder auf dem Niveau vor der BSE-Krise eingependelt. Die Initiativen von Verbraucherministerin Renate Künast (Die Grünen) haben zumindest eines bewirkt: Es ist wieder Ruhe eingekehrt.

Spurlos ist der Fleischskandal dennoch nicht an den Verbrauchern vorbeigegangen. Sie interessieren sich zunehmend für nach ökologischen Standards hergestellten Nahrungsmitteln. Diese finden langsam, aber sicher immer mehr Platz in konventionellen Supermärkten, auch wenn die Verbraucher nach Ansicht des Lebensmittelhandels allzu zurückhaltend auf die neuen Angebote reagieren.

Der Biomarkt in Halle 2.2 direkt am Eingang an der S-Bahnstation Eichkamp ist für auf Bioprodukte Neugierige das Dorado der Messe. Am Info-Treffpunkt wird der interessierte Besucher von Experten verschiedener Organisationen zum Ökolandbau, über die Ökoanbauverbände und natürlich das neue Biosiegel, das Ministerin Künast im September durchgesetzt hat, sowie zu Ernährungsfragen beraten.

Neben der Information steht der Genuss. „Mit dem körnerreichen, sogar vegetarischen Image wird aufgeräumt. Deshalb verwöhnen die Anbieter ökologischer Nahrungsmittel die Besucher in verschiedenen Themenbereichen kulinarisch. Im Biergarten warten allerlei zünftige Speisen und Getränke sowie regionale Spezialitäten auf gierige Gaumen“, sagt Anja Erhart vom Ökologischen Großküchen Service (ÖGS), die für die Vorbereitung des Biomarktes mitverantwortlich ist.

Sie empfiehlt zwei weitere Stationen. An der Coffee-Bar, die italienisches Flair mit vielen beliebten Kaffeesorten sowie Süßem in den Biomarkt bringt, sollte eine kleine Pause eingelegt werden, so Erhart.

Danach geht es weiter in die Wellness-Oase, wo wohlschmeckende Produkte die Gesundheit und Fitness fördern. Auch die angebotenen Fuß- und Nackenmassagen können von gesundheitsbewussten Menschen wahrgenommen werden.

Abgerundet wird das Angebot durch ein umfangreiches Rahmenprogramm. Täglich wechselnde farbenfrohe Musik- und Tanzgruppen sowie Clowns und Kinderzirkus sollen jedem Gast abwechslungsreiche Unterhaltung bieten.

Die durch gesunde Ernährung längst Gestählten schaffen es vielleicht auch noch in Halle 23a vorbeizuschauen, die sich thematisch auf den Biomarkt bezieht. Dort widmet sich das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft in einer Sonderschau dem ökologischen Landbau und der besonderen Qualität seiner Erzeugnisse. Das Ministerium will den Beweis antreten, dass der ökologische Landbau der Königsweg in eine zukunftsfähige und an den Interessen der Verbraucher orientierten Landwirtschaft ist.

Eine artgerechte Tierhaltung und umweltschonender Pflanzenbau sowie die Verknüpfung beider Bereiche im Sinne der Kreislaufwirtschaft heißen deshalb die Stichworte.

Anhand interessanter Exponate, Informationstafeln und Filme erhalten Gäste ebenfalls einen Eindruck von der ökologischen Hühner- und Rinderhaltung. Insbesondere für Kinder und Jugendliche gibt es Unterhaltendes, Hungrige können sich ein ganz besonderes „Futter“ zubereiten.

Ein Sinnes-Parcours verbindet den Bereich „Erzeugung“ mit den Bereichen „Vermarktung“ und „Verbrauch“. Hier können sich die Gäste noch einmal von der Angebotsvielfalt ökologisch erzeugter Lebensmittel, deren Qualität und Geschmack überzeugen.

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